Freispruch für die Autorin Tsitsi Dangarembga in Zimbabwe

Keinesfalls obszön

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Zum Ende stand ein juristischer Erfolg: Das Oberste Gericht von Zimbabwe hat eine Verurteilung der Autorin und Regisseurin Tsitsi Dangarembga aufgehoben. Ihr war öffentlicher Aufruf zur Gewalt, Friedensbruch und Bigotterie vorgeworfen worden. Weil sie 2020 bei einer Demonstration gegen Korruption ein Plakat getragen hatte, auf dem »We want better. Reform our in­stitutions« stand, wurde Dangarembga im September 2022 zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 70.000 zimbabwischen Dollar (rund 177 Euro) verurteilt.

»Der Raum für freie Meinungsäußerung und Medienfreiheit schrumpft, sie werden immer weiter kriminalisiert«, sagte Dangarembga damals der BBC und legte Berufung ein. Als Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa 2017 die Macht übernahm, versprach er, nach der jahrzehntelangen repressiven Herrschaft seines Vorgängers, des Diktators Robert Mugabe, Reformen einzuleiten.

Dangarembga kämpft seit Jahren gegen Korruption, für Menschenrechte und politische Veränderungen in Zimbabwe, ist bereits mehrfach festgenommen worden. Der Antikorruptionsgerichtshof, der sie und ihre Freundin, die Journalistin Julie Barnes, in erster Instanz verurteilt hatte, untersteht direkt Präsident Mnangagwa. Der Richter des Obersten Gerichtshofs stellte nun fest, dass die Plakate weder obszön noch beleidigend noch bedrohlich gewesen seien und dass Dangarembga ihr Recht auf friedlichen Protest ausgeübt habe. Er sprach die beiden Frauen frei.

Dangarembga verbrachte ihre frühe Kindheit in England und kehrte 1965 nach Afrika zurück. Ihr Medizinstudium an der Universität Cambridge brach sie ab, studierte an der Universität Zimbabwe in Harare Psychologie. 1988 veröffentlichte sie ihren Debütroman »Nervous Conditions« als ersten Teil einer Trilogie über den Kampf einer jungen Frau um Selbstbestimmung in Zimbabwe.

Dangarembga war mit diesem Buch die erste schwarze Zimbabwerin, die einen Roman herausbrachte. Von 1989 bis 1996 studierte sie in Berlin Filmregie, drehte Filme über soziale und kulturelle Konflikte. In Harare schrieb sie das Drehbuch für »Neria«, den bis heute einspielstärksten Film in der Geschichte Zimbabwes. Seit 2000 lebt Dangarembga mit ihrem deutschen Mann und ihren Kindern überwiegend in Zimbabwe. 2020 erhielt sie den Booker Prize für ihren Roman »This Mournable Body« und 2021 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.