Kolumne übers Spazierengehen

Hip hip hurra

Trendige Taschen der Großstädter.

»Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!« Dem Sinn nach verweist das norwegische Sprichwort auf die hartgesottenen Landsleute, die den rauen Witterungsbedingungen im hohen Norden mit angemessener Ausstattung in Form von Kleidung trotzen. Da sich hierzulande, in deutschen Gefilden, die Menschen nicht mit allzu schroffen klimatischen Bedingungen aus­einandersetzen müssen, können sie mehr in diverse Kleider- und Ac­cessoirefragen investieren.

Denn, so weiß der Stadtbewohner: »Sehen und gesehen werden« ist oberste Priorität. Beobachten lassen sich ver­schie­dene Trends, manche sind von kurzer Dauer und verschwinden schon nach einer Saison wieder sang- und klanglos, manch andere scheinen nie aus der Mode zu ­kommen.

Will man eher sein intellektuelles Image pflegen, sollte man zum ­guten alten Reclam-Heft oder einem Suhrkamp-Büchlein greifen, das je nach Bedarf aus der Brusttasche hervorgezogen werden kann, um mit gönnerhafter Geste irgendetwas zu zitieren.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die kleinen Hündchen, die stolz in Handtaschen umhergetragen wurden? It-Girls wie Paris Hilton haben es Anfang des neuen Jahrtausends vorgemacht, etliche haben es nachgeahmt. Jetzt kann man sich fragen, ob dem Frauchen oder Herrchen das Tierwohl der kleinen Vierbeiner am Herzen lag, weil sie vermutlich nicht Schritt halten konnten, oder ob es nur darum ging, die teuren Rassehunde zur Schau zu stellen.

So oder so fiel der Blick oft verwundert auf die kleinen Tieräuglein, die aus einer (gefälschten) Designerhandtasche schauten. Mittlerweile ist dieser Anblick – Göttin sei Dank – zur Rarität geworden.

Will man eher sein intellektuelles Image pflegen, sollte man zum ­guten alten Reclam-Heft oder einem Suhrkamp-Büchlein greifen, das je nach Bedarf aus der Brusttasche hervorgezogen werden kann, um mit gönnerhafter Geste irgendetwas zu zitieren. Vielleicht scheint aber auch dies mittlerweile aus der Zeit gefallen und man muss sich den­jenigen Trends widmen, die praktisch sind, zeitlos und obendrein noch für street credibility sorgen.

So weiß der Trendsetter, dass Gürteltaschen mittlerweile Hip Bags heißen und nicht etwa um die Hüften, sondern um den Oberkörper geschnallt werden. Alltagsbegleiter, funktionale Tasche zum Verstauen von diversen Utensilien und cooles Statement obendrein. Wünscht der modebewusste Städter Schmuck und Nützlichkeit in einem, so verlassen sich praktisch veranlagte Eheleute oft auf Funktionskleidung – meist in Form von gleichfarbigen Outdoorjacken – dem Partnerlook par excellence. Damit ist man dann auch gut für den nächsten Urlaub in Norwegen gerüstet.