20 Jahre Second Life
Es gibt Leute, die man gar nicht kennt, die aber immer da waren und sind. Meistens sind sie schon uralt, haben geschauspielert, politisiert, geschrieben und was sonst noch alles dazu dient, berühmt zu werden.
Irgendwann fällt einem dann auf, dass man schon lange nichts mehr vom Dingens oder von der Dangens gehört oder gelesen hat, und dann sitzt man da, idealerweise beim Essen in einem schönen Restaurant mit alten Freunden, und rätselt. Lebt der noch, ist die nicht letztens gestorben?
Irgendwann hat jemand genug und googelt. Seit einigen Jahren wird das Rätseln auf Internet-Phänomene ausgedehnt. Da war doch was, genau, das Dangens war doch mal ganz was Großes und superangesagt, hmmm, lebt es eigentlich noch? So kam es, dass sich gestern wieder mal bei Second Life eingeloggt wurde, doch, das gibt es noch.
Irgendwie wanderte man herum, ziemlich ruckelig, machte Bekanntschaft mit Leuten, die man nicht kennenlernen wollte, und fragte sich, was zur Hölle man da eigentlich tat.
»Eingeloggt wurde« ist allerdings eine sehr unzureichende Beschreibung für das, was genau geschah, denn natürlich ist es vollkommen aussichtslos, sich nach zehn plus x Jahren noch an Einzelheiten wie Benutzernamen und Passwort zu erinnern. Möchte man das überhaupt?
Second Life war eigentlich furchtbar, irgendwie wanderte man herum, ziemlich ruckelig, machte Bekanntschaft mit Leuten, die man nicht kennenlernen wollte, und fragte sich, was zur Hölle man da eigentlich tat. Nett war es nur in der norwegischen Nationalbibliothek und einmal bei einem sehr lehrreichen Vortrag, den ein LKA-Beamter zum Thema Verbrechen im Internet (oder so) hielt. Und dann vergaß man dieses Second Life wieder.
Bis eben gestern. Bevor der Account wiederhergestellt werden kann, muss man Fragen beantworten, nach dem ersten Haustier oder den Vornamen von Second-Life-Freunden, von denen man nicht wusste, dass man sie hatte. Im Juni wird Second Life übrigens 20, deswegen geht es in der nächsten Folge um das heutige Leben dort.