Trotz Russlands Gasembargo kommt es nicht zu einer schweren Wirtschaftskrise

Es geht auch ohne

Die deutsche Wirtschaft scheint auch ohne russisches Gas zurechtzukommen. Ein Grund dafür sind staatliche Subventionen, durch die Deutschland der heimischen Industrie einen Vorteil verschaffte.

Unternehmen gehen massenhaft insolvent, Lieferketten sind lahmgelegt, in ehemaligen Industrieregionen kommt es zu Protesten – es ist noch nicht lange her, dass Wirtschaftsverbände vor solchen Szenarien warnten. Ein Boykott der russischen Gaslieferungen könnte das »Ende unserer Industrie bedeuten«, sorgte sich Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, noch im April des vergangenen Jahres (Jungle World 14/2022). »Die Wirtschaft könnte regelrecht implodieren«, warnte die Thyssen-Krupp-Vorstandsvorsitzende Martina Merz in einem Interview mit dem Spiegel.

Im Sommer hat Russland dann selbst die Gaslieferung an die EU größtenteils eingestellt. Doch bislang sind die dystopischen Prognosen nicht eingetreten. Ökonomen erwarten zwar für die kommenden Monate einen leichten Rückgang des Wirtschaftswachstums. »Aber mittlerweile bin ich so optimistisch zu sagen: Wir erleben keine Mega-Rezession und schon gar nicht eine Deindus­trialisierung Deutschlands«, sagte die sogenannte Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier Anfang Januar in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung kommt zu einer ähnlichen Einschätzung. »Die Wirtschaftsleistung dürfte im Winterhalbjahr etwas zurückgehen, eine schwere Rezession wird jedoch zunehmend unwahrscheinlicher und die konjunkturellen Aussichten sind vorsichtig positiv«, teilte das Institut kürzlich mit. Auch das Münchner Ifo-Institut betont: »Die erwartete Winterrezession wird milder ausfallen als bislang erwartet.« Fällt die vielfach vorhergesagte Wirtschaftskrise also einfach aus?

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