Beim Gespräch mit dem Hund kommt es auf den richtigen Ton an

Im Wauwau-Land

Babysprache und Nachhaltigkeit sind zwei Seiten der gleichen Medaille - zumindest wenn man den Gedankengängen des Kolumnisten folgen will.
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Natürlich bemüht man sich als halbwegs ­moderner Mensch, mit Kindern nicht allzu viel in Babysprache zu reden. Nicht ständig »Dutzidutzi« und »Happahappa«; und mit vier Jahren muss ein Kind auch nicht mehr »Bubu machen«, sondern kann »schlafen gehen«. Sicher will man das Kind auch nicht überfordern, es muss nicht mit vier richtig gendern können und den Hund stellen wir ihm nicht als canis lupus familiaris vor – aber eben auch nicht als »Wauwau«. Praktisch ist es natürlich, wenn ein Hund »Coco« heißt. Unser Nachbarskind rief »Coco«, bevor es »Mama« und »Papa« sagen konnte.

Doch auch wenn wir uns bemühen: Wer ein wenig  Herz hat, fällt doch ­zuweilen in Babysprache zurück, einfach deshalb, weil Kinder gerne als Kinder angesprochen werden. So wie Hunde als Hunde. Man erreicht sie ­einfach besser, wenn man ihnen sprachlich entgegenkommt. Der Hund freut sich sichtbar mehr, wenn man ihn mit einem in hoher Stimmlage vorgetragenen »Feiiiin!!!« lobt, als wenn man mitteilt: »Das hast du ausgezeichnet gemacht.«

Beim Hund hat das allerdings nichts mit dem Alter zu tun. Coco ist ja inzwischen erwachsen. Doch sprachlich, so ist das bei Tieren nun einmal, ­trennen uns für immer Welten. Stimmlagen sind für die Kommunikation daher umso wichtiger. Interessanterweise ist es bei Menschen auch so, dass sie noch als Erwachsene gerne als Kind angesprochen werden. Kosenamen unter Beziehungspartnern sind dafür nur ein Beispiel, die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten ist ein anderes. Ein besonders schönes entdeckte ich in einem hippen Hotel hauptsächlich für Business-Leute, in dem von der Einrichtung über das Frühstück bis zum »Einsatz von modernen LED-Fernsehern« alles kurzerhand – aber natürlich unverbindlich – als »nachhaltig« deklariert wird. »Nachhaltigkeit« ist ja selten ein Inhalt, sondern vielmehr eine Stimmlage wie: »Feiiiin!!!«

Zudem wendet sich das Hotel mit diesem pädagogischen Angebot an ­seine Gäste: Es gibt »die Möglichkeit, eine Pflanze als Zimmernachbarn für die Länge des Aufenthaltes auszuleihen. Der kleine grüne sogenannte sleep-over-buddy kann gegen eine Spende von einem Euro mit auf das Zimmer genommen werden. Der neue Mitbewohner kann zwar keine Gute-Nacht-Geschichten erzählen, ­dafür aber gut zuhören und er widerspricht garantiert nicht. Einige behaupten sogar, dass es sich positiv auf die Pflanze auswirkt, wenn man mit ihr spricht. »Wir glauben, das ist ein Geben und Nehmen«, heißt es dann. Ich glaube, dass das für Teddybären genauso gilt, und fände es konsequenter, man böte diese als buddy an. Zum Zimmerequipment würde ich außerdem einen Schnuller in jedes Zimmer legen. In diesem Hotel gibt es stattdessen ­Jojos. Aber das soll keine Kritik sein! Bubu machen kann man dort wirklich sehr gut, und das Happahappa schmeckt auch. Feiiiin!!!!