Critical Whiteness
Die Kritik des Rassismus ist facettenreich. So reagiert sie beispielsweise auf sich verändernde Formen des Rassismus, wie den Übergang von einem vor allem biologistisch zu einem überwiegend kulturalistisch argumentierenden Rassismus; auf die Einschreibung von ausformulierten Rassentheorien des 19. Jahrhunderts in das Alltagsbewusstsein der Menschen; oder aber auf diskriminierende Regelungen in Institutionen und Behörden, die als solche kaum hinterfragt oder intentional unterstützt werden. Die unterschiedlichen Definitionen und Begriffe, die die Rassismusforschung hervorgebracht hat, hängen aber nicht nur mit dem historischen Wandel des Rassismus zusammen, sondern mit der theoretischen Erfassung des Phänomens selbst. Theorien erheben sich nicht auf dem Fundament eines konstanten Rassismusbegriffs, sondern die Theorien, mit denen wir das Phänomen Rassismus analysieren, prägen den Rassismusbegriff und damit das, was wir Rassismus nennen. Das ist in der Wissenschaft nicht anders als im Alltagsbewusstsein, mit dem Unterschied, dass die wissenschaftliche Perspektive ihren theoretischen Analysestandpunkt auszuweisen hat. Je nach wissenschaftlicher Disziplin und den diesen Beobachtungen zugrunde liegenden theoretischen Paradigmen werden unterschiedliche Erklärungen zur Analyse des Rassismus bereitgestellt. Im ersten Teil dieses Beitrages soll zunächst der an postkolonialen Perspektiven orientierte Deutungsrahmen Critical Whiteness (CW) zur Analyse des Rassismus vorgestellt werden. Welche Konsequenzen sich aus dieser theoretischen Position für die Kritik des Rassismus im Allgemeinen ergeben, ist Gegenstand des zweiten Abschnitts, und welche Folgen im Besonderen diese Position für universalistische beziehungsweise partikularistische Antworten in der Rassismuskritik hat, wird im dritten Teil des Beitrages dargelegt.
Der postkoloniale Ansatz der Critical Whiteness Studies
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