Die Queen und der britische Zivilisationsvorsprung

Corgi statt Deutscher Schäferhund

Ein Staatsoberhaupt, das sich zu benehmen wusste, außerge­wöhnliche Mode liebte und sich nie am Grab von Arafat verbeugt hätte. Über den zivilisierenden Einfluss, den die verstorbene ­Elisabeth II. auf Nachkriegsdeutschland ausübte, und die historischen Gründe, warum die Briten die konstitutionelle Monarchie der Republik vorziehen. Ein Nachruf auf die Queen.
Von

Der Unterhalt einer Monarchie ist nicht billig: Das Budget des britischen Königshauses beträgt derzeit umgerechnet 99 Millionen Euro, größtenteils aus Steuergeldern finanziert. Der Etat des deutschen Bundespräsidenten hingegen – dem wie dem britischen Monarchen in erster Linie repräsentative Pflichten zukommen – beträgt im laufenden Jahr 45 Millionen Euro. Dass die Leistung der verstorbenen Queen Elisabeth II. gut doppelt so hoch bezahlt wurde wie die eines Frank-Walter Steinmeier, kann man nun wirklich nicht als überteuert bezeichnen: Es ist einfach unmöglich, sich vorzustellen, dass die Queen wie Steinmeier gemeinsam mit Mahmoud Abbas einen Kranz am Grab Yassir Arafats niederlegt oder ein Projekt wie Nord Stream 2 noch als »Brücke zu Russland« bezeichnet hätte, während der russische Aufmarsch an der ukrainischen Grenze schon im vollen Gange war.

Die konstitutionelle Monarchie besitzt im Vergleich der Organisationsformen bürgerlicher Herrschaft Vorteile: Während in Präsidialsystemen wie in Frankreich und den USA nicht nur sehr viel politische, sondern auch symbolische Macht auf einen politischen Hasardeur übergehen kann, setzt die Monarchie dem tatsächlichen, gewählten Regierungsführer automatisch Grenzen der Selbstinszenierung; in rein parlamentarischen Systemen wie dem der Bundesrepublik hingegen fällt die Staatsrepräsentation gern Poli­tikern zu, die fürs Tagesgeschäft zu peinlich geworden sind und dafür noch mit Porträts in allen Amtsstuben und Reden zur besten Sendezeit belohnt werden, damit sie ihre eitle Torheit dann vor aller Welt ausbreiten können.

Dem bürgerlichen Idealbild genügte sie schon in jungen Jahren, als sie im Zweiten Weltkrieg als schlichte Elisabeth Windsor Dienst im Frauenkorps der britischen Armee tat und dort zur KfZ-Mechanikerin und LKW-Fahrerin ausgebildet wurde; später dadurch, dass sie ländlich-bodenständigen Hobbys frönte, der Hundezucht und der Jagd.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::