Ein Gespräch mit dem Künstler Daniel Laufer über BDS im Kunstbetrieb

»Das ist keine Kunst, sondern Propaganda«

Die antisemitische Bildsprache auf der Documenta Fifteen ist keine Überraschung. Israelfeindschaft gilt im internationalen Kunstbetrieb als en vogue, wer da nicht mitzieht, gerät unter Druck.
Interview Von

Welche Rolle spielt BDS in der Kunstszene in Deutschland?

Es herrscht ein ganz komisches Klima in der Kunstszene. Da hört jemand auf einer Veranstaltung, dass ich im Sommer nach Israel fahre, und springt ­direkt darauf an: Er habe ja nichts dagegen, sei aber auf jeden Fall Antizionist. Mit der Rückfrage, was er damit meine, ist das Gespräch im Grunde zu Ende. Hier wird Antizionismus als Chiffre verwendet, dass es nicht den einen Zionismus gibt, ist gar nicht bekannt.

Genauso ist es mit dem Apartheidvorwurf gegen Israel. Der ist relativ leicht widerlegbar, schon einem kurzen Abgleich mit Wikipedia hält er nicht stand. Man informiert sich aber nicht, sondern plappert, was allgegenwärtig scheint – dieser ganze Wust an Phrasen wird einfach übernommen. So diffus ist auch BDS. Jeder kann unter dem Namen agieren, man geht in der Masse auf. Das ist bequem, so muss man keine Verantwortung übernehmen für die Gesamtheit, viele kennen nicht mal die BDS-Charta und sind sich nicht im Klaren darüber, was diese in letzter Konsequenz bedeutet.

Wird Druck ausgeübt, eine solche »israelkritische« Position einzu­nehmen?

Es scheint, als hingen Karrieren in der Kunstwelt inzwischen davon ab, dass man sich kritisch zu Israel äußert. Im Gegenzug ist es total absurd, dass BDS-Unterstützer behaupteten, von Sprechverboten bedroht zu sein. Das ist so ein bisschen á la Günter Grass. Dieser ständig behauptete Übertritt in die ­verbotene Zone wird heroisiert, obwohl deren Grenze schon längst demontiert worden ist. Was bei der Documenta passiert ist, hat bisher für keinen der Beteiligten Konsequenzen.

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