Perus Ministerpräsident Héctor Valer musste wegen des Vorwurfs häuslicher Gewalt zurücktreten

Schlag auf Schlag

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Blaue Flecke verheilen meist nicht so schnell. Nach nur vier Tagen im Amt musste Héctor Valer den Posten des peruanischen Ministerpräsidenten schon wieder räumen. Am 1. Februar war er vereidigt worden, am 5. Februar verkündete er bereits seinen Rücktritt. Valers Ernennung hatte Proteste feministischer Gruppen ausgelöst, da ihm unter anderem häusliche Gewalt vorgeworfen wird. Er bestreitet die Vorwürfe, Polizeiakten belegen jedoch etwas anderes: 2016 hatte ihn seine Tochter wegen physischer Gewalt gegen sie und ihre Mutter, Valers 2021 verstorbene Ehefrau Ana María Montoya, angezeigt. Er soll beide unter anderem ins Gesicht und auf andere Körperteile geschlagen haben. 2017 verfügte ein Gericht gar Schutzmaßnahmen für Montoya wegen der Aggressionen ihres Ehemanns. Auch für sexistische Aussagen war Valer bereits öffentlich gerügt worden. So bestätigte die Ethikkommission des Parlaments am 11. Januar die Erteilung eines Verweises und einer Geldstrafe gegen ihn, weil dieser im September einen anderen Abgeordneten dazu aufgefordert hatte, »einen Rock anzuziehen«, als dieser um Respekt für die Präsidentin der Agrarkommis­sion gebeten hatte.

Die peruanische Gesellschaft ist weiterhin stark von Machismo und misogyner Gewalt geprägt. So ergab eine Umfrage zur Familiengesundheit, dass 54,8 Prozent der Frauen in Peru 2020 mindestens einmal Opfer von psychischer, physischer oder sexueller Gewalt durch ihren Ehemann oder Partner geworden sind. Dass Valer zum Rücktritt gezwungen wurde, ist erfreulich. Er dürfte aber nicht der einzige Aggressor sein, der ein wichtiges politisches Amt innehat.

Eine andere Frage ist, wie die Regierungskrise weitergeht. Perus Präsident Pedro Castillo hat seit seinem Amtsantritt im Juli 2021 das Kabinett mehrmals umbilden müssen. Mittlerweile wird der vierte Ministerpräsident gesucht. Valer war als Nachfolger für Mirtha Vásquez vorgesehen, die auf Widerstand aus Castillos eigener Partei Perú Libre getroffen und Ende Januar zurückgetreten war. Der Linksnationalist Castillo macht zudem immer mehr Zugeständnisse an die rechte Opposition. Selbst Valer war bei den Wahlen 2021 für die rechte Partei Renovación Popular in den Kongress gewählt worden, kurz danach jedoch aus ihr ausgetreten und gehört mittlerweile der neu gegründeten Fraktion Perú Democrático an, so wie einige ehemalige Mitglieder von Perú Libre.