Ein Gespräch mit dem Arbeitssoziologen Eli Friedman

»Wanderarbeiter sollen sich nicht in den größten Städten ansiedeln«

Der jüngste Fünfjahresplan der Volksrepublik China sieht vor, die rechtliche Diskriminierung von Wanderarbeitern und Wanderarbeiterinnen in bestimmten Städten abschaffen. Doch ob die Situation der offiziellen Angaben zufolge rund 285,6 Millionen Arbeitskräfte sich in den kommenden Jahren entscheidend verbessern wird, ist zweifelhaft.
Interview Von

Wie hat die Covid-19-Pandemie das Leben von Wanderarbeitern und Wanderarbeiterinnen in China verändert?

Die Pandemie hatte große Auswirkungen auf Wanderarbeiter. Die chinesische Regierung hatte Glück: Das Virus brach in Wuhan kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest aus. Zu dieser Zeit gehen die meisten Wanderarbeiter nach Hause und bleiben dort ein paar Wochen. Die Regierung verhängte ­zunächst einen Lockdown in Wuhan, dann nach und nach im ganzen Land. Aus epidemiologischer Sicht war der Zeitpunkt dafür günstig. Doch viele Wanderarbeiter konnten nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren und ver­loren ihr Einkommen. Vieles spricht dafür, dass es noch immer weniger Arbeitsmigration im Land gibt, vor allem weniger Migration über weite Entfernungen hinweg.

»Die chinesische Regierung will verhindern, dass Wanderarbeiter sich in den größten und wohl­habendsten Städten des Landes ansiedeln.«

Dem staatlichen Amt für Statistik der Volksrepublik China (VRC) ­zufolge gab es voriges Jahr rund 285,6 Millionen Wanderarbeiter. Das ist rund ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung. Die Zahl der Wanderarbeiter ist den Angaben zufolge allerdings zum ersten Mal seit 2008, als das Amt diese Zahl erstmals erhob, im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

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