Rasant in die Zukunft
Das Ende des fossilen Zeitalters naht, und zwar schneller als von der deutschen Autobranche erwartet. Mitte Juli legte die EU-Kommission ein umfangreiches Klimaschutzprogramm vor. Dieses, mit charakteristischer PR-Dümmlichkeit »Fit for 55« benannt, soll die EU in die Lage versetzen, den CO2-Ausstoß bis zum Ende des Jahrzehnts um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern. Ab Mitte des Jahrhunderts soll dann netto gar kein CO2 mehr ausgestoßen werden. Das Gesetzespaket sieht neben neuen Zöllen, Steuern und Zielvorgaben auch das Ende des Verbrennungsmotors vor. Ab 2035 sollen nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden.
Bis 2030 soll jedes zehnte Auto autonom fahren könnten. Über die Zukunft der Autoindustrie wird dann weniger der Hersteller des Antriebs als der des Betriebssystems entscheiden.
Am Donnerstag vergangener Woche legte US-Präsident Joe Biden für sein Land einen ähnlichen, aber viel weniger ambitionierten Plan vor: Er unterzeichnete einen Präsidialerlass, der als Ziel formuliert, aber nicht verbindlich vorschreibt, dass bis 2030 die Hälfte aller verkauften Autos in den USA keinen Verbrennungsmotor mehr haben sollen. In China, dem neben den USA und der EU dritten großen Absatzmarkt für Autos, werden schon seit Jahren mehr elektrisch angetriebene Autos verkauft als in allen anderen Ländern.
Deutsche Hersteller hatten lange damit gerechnet, dass der Abschied von Diesel und Benzin später erfolgen werde und sie länger von ihrer lukrativen Marktposition bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor würden profitieren können. In den vergangenen zehn Jahren erzielten sie damit auf dem Weltmarkt enorme Wachstumszahlen. Das änderte sich erst, als mit dem US-Autokonzern Tesla ein erfolgreicher Konkurrent aufstieg und immer mehr Staaten signalisierten, bald gesetzlich den Übergang zum Elektromotor durchzusetzen.
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