Klimaneutrale Hunde sind nicht teuer

Der klimaneutrale Hund

Cocolumne Von

Der Mensch macht ständig Probleme, so viel steht fest. Weltkrieg, Wahlkampf, Pizza Hawaii – einem Tier fiele so etwas gar nicht erst ein. Wenn es den Menschen nicht gäbe, gäbe es auch keinen menschengemachten Klimawandel. Ist ja klar. Verständlich also der Wunsch vieler Menschen, sich nunmehr quasi in Luft aufzulösen, in CO2-freie Luft ­natürlich. Klimaneutral wollen wir werden, Deutschland, Europa, die ganze Welt, und jeder einzelne auch.

Zum Glück gibt es viele Seiten im Internet, auf denen Sie den CO2-Abdruck bestimmter Tätigkeiten ausrechnen lassen und dann durch Unterstützung ­eines Kompensationsprojekts, zum Beispiel die in der Entwicklungspolitik schon immer besonders beliebten Brunnenbauprojekte in Afrika, Klimaneutralität herstellen können. Ich habe das mal ausgerechnet: Selbst wenn ich jede Fahrt in der Stadt und nach Auswärts plus Urlaubsreisen mit dem Auto machen würde, könnte ich bei jährlicher Zahlung von 94 Euro einen Aufkleber auf mein Auto kleben: »Dieses Fahrzeug fährt klimaneutral.« Sie finden das lustig oder zynisch? So läuft das halt. Auch Google berichtet auf seiner Seite stolz, dass es klimaneutral sei. Man hat ordentlich Kompensationsleistungen gezahlt und damit sogar den vergangenen Verbrauch bis 1998 neutralisiert. Ist das nicht herrlich? Jedenfalls, wenn man es sich leisten kann.

Coco kann sich das nicht leisten, sie verdient ja kein Geld. Sie verschlingt nur welches. Der MDR ­berichtet: »8,2 Tonnen CO2 – so viel Klimagase verursacht ein durchschnittlicher Hund in seinem ­gesamten Leben. Das entspricht etwa 13 Flügen von Berlin nach Barce­lona.« Andererseits entspricht das auch einer einmaligen Kompensationszahlung von nur 180 Euro, um damit den gesamten Fifi lebenslang als klimaneutral zu zertifizieren. Nun ist es mit Hunden zwar ohnehin so, dass Flugreisen kaum möglich sind, aber auch mit der Bahn nach Barce­lona zu reisen, ist mit einem Hund eher schwierig, denn der kann ja nicht im Zug auf die Toilette gehen und einfach mal kurz anhalten geht auch nicht. Sie werden also mit einem Vierbeiner im Gepäck wohl doch das Auto nehmen; zum Glück fährt dieses ja jetzt klimaneutral, wie man an dem Aufkleber hinten drauf eindeutig erkennen kann.

Ein in Deutschland lebender Mensch verursacht übrigens in seinem Leben durchschnittlich 1 000 Tonnen CO2, das macht umgerechnet 22 000 Euro Kompensationskosten. Also überlegen Sie sich beim Kinderzeugen bitte, ob Sie diese Summe übrig haben. Für 44 000 Euro können Sie zusätzlich noch ihre Eltern kompensieren und für noch einmal 22 000 Euro sich selbst. Nun müssen Sie nur noch ausrechnen, ob Sie sich sich leisten können.