Erdgas und Solarkraft in der ­israelischen Energiepolitik

Sonne, Erdgas und eine lange Leitung

Seite 3

Dem IEF dagegen wäre es mittlerweile am liebsten, das Erdgas aus dem Mittelmeer – angesichts der Erderwärmung und einer dringend nötigen schnelleren Reduzierung der CO2-Emissionen – gar nicht zu fördern. Doch angesichts des enormen Wachstums der israelischen Bevölkerung werde man mit neuen Solarkraftwerken höchstens den zusätzlichen Bedarf decken können, fürchtet Dolev. Ihm zufolge gibt es aber noch ein weiteres Problem mit großen, zentralen Kraftwerken und Terminals, wie sie vor allem bei der Nutzung von Erdgas zur Stromproduktion nötig sind: Sicherheit. »Solche Anlagen lassen sich relativ leicht lahmlegen, sie stellen ein hohes Risiko dar.«
Zudem drohen die gesamten Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer mittlerweile neue zwischenstaatliche Konflikte heraufzubeschwören. Anfang August trafen sich die Energie­minister Zyperns, Griechenlands und Israels und bekräftigten ihren Plan, bis 2025 Israels Mittelmeergas durch die sogenannte Eastmed-Pipeline über Zypern, Kreta und das griechische Festland bis nach Italien zu leiten. »Das wird eine der wichtigsten Unterwasser-Pipelines der Welt sein«, sagte Israels Staatspräsident Reuven Rivlin im Februar. Die Pipeline würde über 2 000 Kilometer lang und ihr Bau sehr aufwendig und teuer werden. Eine Möglichkeit wäre, dass auch Ägypten sich daran beteiligt, hieß es seitens der Energieminister Israels, Zyperns und Griechenlands. Es hat die größten Erdgasvorkommen in der Region, der Export nach Europa wäre auch für Ägypten die einträglichste Option.

Auf der Gegenseite steht die Türkei. Eine Pipeline über türkisches Territorium wäre weniger lang, doch unter Machthaber Recep Tayyip Erdoğan sind die türkisch-israelischen Beziehungen erkaltet. Im Juli warnte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu Zypern, dessen Nordteil seit 1974 türkisch besetzt ist, auch nur den »kleinsten Schritt im östlichen Mittelmeer« zu unternehmen. »Falls sie es wagen, werden sie die angemessene Antwort bekommen, wie schon in der Vergangenheit«, drohte er. Derweil sucht die Türkei westlich von Zypern selbst nach Gasvorkommen.

Zwischen Israel und dem Libanon gibt es zudem einen Disput um ein Gasfeld, bei dem der Verlauf der Seegrenze beider Länder umstritten ist. Geplante ­Gespräche zur Beilegung des Konflikts wurden verschoben, Israels Energie­minister Yuval Steinitz warf der islamistischen Hizbollah, die an der libanesischen Regierung beteiligt ist, vor, die Gespräche zu torpedieren. Im Fall einer israelisch-libanesischen Einigung könnte freilich am Ende auch die proiranische Miliz finanziell profitieren.