Die spritzige Ausstellung von Peaches in Hamburg

Ficken 2000

Seite 2 – Missbrauch, Safe Spaces und Orgien

Der Clip wird am Eingang gezeigt und bildet den Ausgangspunkt der Ausstellung, die ein »dekonstruiertes Musical in 14 Szenen« ist. Nach dem Clip tritt man in den Ausstellungsraum: Dunkelheit, Clubscheinwerfer und ein Laser. Peaches braucht immer Laser. Statt eine Retrospektive aus ­Videos und Kostümen der vergangenen 20 Jahre gezeigt zu bekommen, sieht man eine eigens konzipierte Show: Installationen, Drucke, Videos.

Ein Springbrunnen mit Ejakulationssymbolik.

Bild:
Fred Dott

Durch die 14 Stationen des Musicals wird man mithilfe einer Licht- und Soundchoreografie gelenkt. Performer sind die Doublemasterbators, von denen einige Motoren verpasst ­bekommen haben, was zur Folge hat, dass sich ihre Münder tatsächlich zum Gesang bewegen. Aufgereiht, ausgeleuchtet und damit gebrauchs­fertig liegen sie in der »Glory Hall« aus. In der nächsten Szene finden die Sexspielzeuge eine Freundin, nämlich Peaches selbst. Sie hält sich mit einer seltsam künstlich aussehenden Hand einen Doublemasterbator so vor ihr Gesicht, dass der Silikonmund ihren Mund im Profil ersetzt, sie quasi eins mit dem Toy wird. Das Bild dient auch als Werbeplakat zur Ausstellung und hängt überall in Hamburg.

Weitere Stationen erzählen von Missbrauch (ein skelettierter Roboter), dem Versuch, in einer Art Gruppentherapie ein Kollektiv zu bilden, Safe Spaces, Orgien und Vereinigung in einer »neuen Phantasie«. Es handelt sich also um eine Emanzipationsgeschichte. Die Silikonwürste erkennen sich, finden sich, erhalten eine Stimme, benennen sich in »Fleshies« um, suchen Lust und werden am Ende ein unentwirrbares Knäuel.