Die spritzige Ausstellung von Peaches in Hamburg

Ficken 2000

Seite 5 – Ein Spaß für die ganze Familie

Kerstin Stakemeier erkannte das bereits 2008 in ihrem Essay »Come. Möglichkeiten eines geilen Pornos« als ziemlichen Humbug: »Die sexuelle Praxis, die hieraus entsteht, realisiert sich zum einen in neoliberalen Sexverträgen, die das Verhältnis zu anderen Personen als hire and fire schlichtweg wiederholt und zum anderen die Verbindung der Reflexion, der gesellschaftlichen Imagination zum körperlichen, ­sexualisierten Menschen vollständig abschneidet, da das Subjekt des kontrasexuellen Manifests kaum mehr ein Subjekt ist, eher eine ­narzisstische Ansammlung von Überforderung. Damit wird der Härtefall der Pornografie zur gesellschaft­lichen Utopie – endlich Objekt!« Folgerichtig heißt die stattfindende ­Bühnenshow auf Kampnagel, die in ­Kooperation mit der Ausstellung ­laufen wird, dann auch »There’s only one peach with the hole in the middle«.

Bei Peaches bleibt die Lust eine sozialpädagogisch perverse. Sie ist – sei es in den Songs, den Videos oder eben in dem Musical – Show. Eine, die diese Show schon viel früher abgeliefert hat, war Lynda Benglis, die 1974 eine Anzeige im amerikanischen Artforum schaltete: Ihr nackter Körper ist eingeölt, ihr Blick ­herausfordernd, zwischen ihren Beinen ein aufgerichteter Dildo. Die Seite wurde vielerorts aus dem Magazin gerissen und die Leitung der Zeitschrift trat zurück.

Einen derartigen Skandal kann heute keine Performance von Peaches mehr schaffen. Oder nach Stakemeier: »Denn dass Pornos nun in Galerien und Museen gezeigt werden, bedeutet nur ihre Desexualisierung und Ästhetisierung und ist daher in erster Linie eins: ungeil.« Ein Spaß ist es dennoch. Vielleicht sogar für die ganze Familie.
Whose Jizz Is This? Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Oktober im Kunstverein in Hamburg zu sehen.