Abzocke und schwarze Magie

Fauler Zauber

Seite 3 – Operation Rambo

Benin gilt als Wiege des Voodoo-Glaubens, der durch den transatlantischen Sklavenhandel von dort in die Karibik exportiert wurde. Das Voodoo-Fest am 10. Januar jedes Jahres ist in Benin ein wichtiger nationaler Feiertag, der Glaube an Hexerei und Magie gehört zum Alltag im Land. Große Teile der Bevölkerung sind nicht gut auf gaymen zu sprechen – in den sozialen Medien kursieren oft Bilder von verstümmelten Frauen und Kindern, verbunden mit der Behauptung, gaymen hätten sie für Voodoo-Rituale ermordet. Diese Bilder sind oft Fälschungen, die eigentlich etwas ganz anderes abbilden oder gar nicht aus Benin stammen. Es kommt allerdings tatsächlich vor, dass gaymen Menschenopfer darbringen, offenbar in der Hoffnung, bei ihren Geschäften mehr Erfolg zu haben.

Zuletzt wurde beninischen Medienberichten zufolge am 21. Juli in der Kleinstadt Agbagnizoun im Südwesten des Landes ein gayman verhaftet, dem man einen Ritualmord an seiner Nichte vorwirft. Die geköpfte Leiche der 15jährigen wurde hinter dem Rathaus der Stadt gefunden. Ein Lehrer des landwirtschaftlichen Gymnasiums, das der 22jährige Tatverdächtige besucht hatte, sagte der offiziellen Presseagentur der Regierung, Agence Bénin Presse, der junge Mann sei in seinem sozialen Umfeld als gayman bekannt gewesen und habe mehrfach damit geprahlt, dass er bald unermesslich reich sein werde. Louis A. allerdings besteht darauf, dass er persönlich keinerlei Magie in Anspruch nimmt – sein Geschäft laufe ja auch so.

Seit einigen Jahren geht Benins Regierung energisch gegen gaymen vor. Im Rahmen der sogenannten Operation Rambo der beninischen Polizei wurden Hunderte von ihnen verhaftet und sitzen mittlerweile im Gefängnis. Sogar gaymen, die in das Nachbarland Togo flohen, holte die Polizei Benins zurück und inhaftierte sie. Das Geschäft verlagert sich immer mehr vom Internetcafé in die eigenen vier Wände, denn dort ist das Risiko geringer, erwischt zu werden. Aber auch zu Hause ist die Sicherheit nicht garantiert: Im vorigen Jahr rief die Polizei die Bevölkerung dazu auf, »verdächtige Personen« zu melden, zum Beispiel junge Männer, die ein schönes Haus und ein schönes Auto besitzen, aber nicht zur Arbeit gehen.

Viele gaymen, so Louis A., würden deshalb nebenbei ein Geschäft betreiben, ein Unternehmen, vielleicht sogar eine lokale NGO – wie Louis A. sagt, »als Alibi, falls sie jemand fragt, wie sie ihr Geld verdienen«. Selbst macht er das bisher noch nicht, deshalb zeigt er seinen kleinen Wohlstand nicht öffentlich. Wenn er als junger Mann ohne Ausbildung zum Beispiel ein Auto kaufen würde, hätte er sich verdächtig gemacht. Er plante aber, ein Stück Land zu kaufen und dort Landwirtschaft zu betreiben. »Wenn mich dann jemand fragt, woher mein Geld kommt«, sagt er, habe er eine glaubhafte Erklärung dafür.

* Name von der Redaktion geändert.