Porträt von Sina Dehghan, der wegen Blasphemie im Iran zum Tode verurteilt wurde

Am seidenen Faden

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Zumindest im Netz erfährt er immer mehr Unterstützung. Unter #SaveSina wird seit Wochen das gegen Sina Dehghan ergangene Urteil kritisiert. Der 21jährige wurde in der Islamischen Republik Iran wegen »Beleidigung des Propheten Mohammed« zum Tode verurteilt. Dem Center for Human Rights in Iran (CHRI) zufolge bestätigte der Oberste Gerichtshof das Strafmaß Ende Januar. Am 21. Oktober 2015 war der damals 19jährige Wehrdienstleistende Dehghan in seiner Baracke in Teheran von den Revolutionsgarden aufgespürt worden, nachdem er islamkritische Inhalte über den Messenger-Service Line verbreitet hatte. Seitdem ist er im Gefängnis von Arak inhaftiert. Line wird seit Februar 2016 von der Regierung blockiert. Unter Anklage standen auch Sahar Eliasi und Mohammad Nouri. Eliasi erhielt drei Jahre Haft; Nouri wurde ebenfalls zum Tode verurteilt, in seinem Fall liegt allerdings noch kein Berufungsurteil des Obersten Gerichtshofs vor.

Dehghan wurde durch einen Trick zu einem Geständnis verleitet: Dem CHRI zufolge wurde ihm ein Freispruch versprochen, wenn er sich der Beleidigung des Propheten Mohammed schuldig bekenne und einen Reuebrief unterzeichne. Infolge seines aufgezeichneten Schuldeingeständnisses verurteilte ihn das Strafgericht Arak jedoch wegen Blasphemie zum Tode. Zusätzlich erhielt er eine Haftstrafe von 16 Monaten wegen Beleidung des Obersten Führers Ayatollah Sayyid Ali Khamenei. Während seines Prozesses soll Dehghan keinen ausreichenden Zugang zu Rechtsbeistand gehabt haben. Zudem wurde seiner Familie geraten, sich nicht öffentlich zu äußern, um die Chancen für eine Strafminderung zu erhöhen. Nach Artikel 262 des iranischen Strafgesetzbuches wird die Beleidigung des Propheten mit dem Tod bestraft. In Artikel 263 wird hinzugefügt, dass die Strafe auf 74 Peitschenhiebe reduziert werden kann, wenn die Tat das Ergebnis von Wut oder Fehlverhalten ist. Dehghans Prozess ist kein Einzelfall. Berichten von Amnesty International zufolge wurde das Recht auf Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit auch im Jahr 2016 im Iran unterbunden. Mit mindestens 977 Hinrichtungen, auch von zum Tatzeitpunkt Minderjährigen, im Jahr 2015 vollstreckte das Land mehr Todesurteile als jedes andere außer China. Gerichtsverfahren werden unfair und mit grausamen und erniedrigenden Methoden geführt, unter anderem werden Geständnisse durch Folter und Misshandlung erpresst.