Homestory #4/2017

Homestory

»Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit.« So steht, nein, brüllt es auf jedem Produkt, das jenes giftige Kraut namens Tabak enthält. Die Warnschilder sind ästhetisch überaus fragwürdig, aber natürlich, die Warnung stimmt, wer wollte das bestreiten. Und der Gefahren sind viele: Impotenz, Erblindung, Krebs aller Art – und im Falle der Jungle World-Redaktionsmitglieder, die dem altmodischen Laster noch frönen, kommt noch hinzu: erhöhtes Risiko von Unterkühlungen und Blasenentzündung. Denn auch bei uns muss sich die qualmende Minderheit (mehrheitlich weiße Männer über 50) vor die Tür verziehen, wenn der Nikotinspiegel gehoben werden soll. Und in diesem Treppenhaus ist es so bärig kalt, dass der Atem kondensiert und Erinnerungen an alte Krimis aufkommen, in denen der Held nur ebenso knapp wie blaugefroren dem Kühlhaus entrinnt, in das die Schurken ihn gelotst haben.
Sie meinen nun, dass diese Weicheier sich nicht so haben sollen? Man könne ja schließlich aufhören, dann hätte es sich auch aus­geschlottert; obendrein sei erwiesen, dass Raucher verstopfte Arterien haben und deshalb leichter frören. Na dann fragen Sie mal die Kollegen und Kolleginnen vom Feuilleton oder dem Lektorat, deren Büros in erster Linie aus Außenwänden bestehen: eins-A Nichtraucher, sportlich und gesund, die sich dennoch momentan, bei Dauerfrost in Berlin, ab und an mit Decken und Ponchos behelfen. Und zu allem Elend können die Nichtraucher nicht einmal miteinander auf dem Flur klucken, quartzen, mit anderen Leidensgenossen über die Kälte mosern und dabei wenigstens soziale Nestwärme genießen.