»Steinbach war recht amüsant«

Seit kurzem betreiben die Grüne Jugend und die Linksjugend die Kampagne »Ich bin linksextrem«. Wer möchte, kann sich auf der Kampagnenseite im Internet mit Foto und Text als »Linksextremist« outen. Über diese Form der Kritik am Extremismusbegriff sprach die Jungle World mit Julia Range, Bundessprecherin der Linksjugend.

Wie viele Linksextremisten haben sich mittlerweile im Rahmen der Kampagne geoutet?
Auf dem Blog sind mittlerweile 90 zu finden, eingegangen sind ungefähr 150 Beiträge. Wir laden bei Facebook jeden Tag ungefähr drei hoch. Pro Tag erhalten wir zwischen fünf und zehn Einsendungen mit Foto, hinzu kommen Bekenntnisse ohne Foto.
Werden Bewerber abgelehnt und wenn ja, nach welchen Kriterien?
Es werden Spaßbeiträge eingesandt, vermutlich von der Jungen Union oder Jungen Liberalen. Das ist so offensichtlich, das laden wir nicht hoch. Ansonsten gilt: Wenn Gewalt befürwortet wird, stellen wir einen Beitrag nicht auf die Seite, da dies unserer Kampagne zuwiderläuft. Aber das betraf bis jetzt nur eine Handvoll Beiträge. Die meisten finden wir gut, es geht in ihnen von der Befürwortung der Gemeinschaftsschule über die Blockade von Naziaufmärschen bis zur Kapitalismuskritik.
Es mangelt nicht an Reaktionen. Welche war herausstechend?
Reaktionen gab es tatsächlich einige. Erika Steinbach war recht amüsant. Viele Leute beweisen einfach nur, wie wichtig die Kampagne ist, weil sie sich in ihren Reaktionen selbst des Extremismusbegriffs bedienen. Meist werfen sie uns vor: Ihr seid schlimme Linksextremisten. Von Steinbach kam die Forderung, die Grünen sollten wegen der Kampagne ihren Jugendverband abschaffen. Mittlerweile gibt es auch eine Gegenkampagne der Jungen Liberalen in Bonn, deren Website an unser Layout angelehnt ist: ich-bin-demokratisch.de. Die Junge Union empört sich quer durch die Republik und eifert Steinbach nach.
Gibt es auch Reaktionen aus den eigenen Parteien, also von den Grünen oder der Linkspartei?
Ich kann nur für die Linksjugend sprechen. Da habe ich nichts Negatives mitbekommen, was mich verwundert hat. Ich habe aus der Mutterpartei die eine oder andere kritische Stimme erwartet, weil dort auch noch nicht überall angekommen ist, was den Extremismusbegriff problematisch macht. Über die Grüne Jugend hat sich zumindest öffentlich niemand aus deren Partei kritisch geäußert.