»Für Überraschungen gut«

»Scheinbar haben die gar nicht so schlechte Ideen.« So äußerte sich Hans Püschel, SPD-Bürgermeister von Krauschwitz (Sachsen-Anhalt), nachdem er den NPD-Bundesparteitag in Hohenmölsen besucht hatte. Püschels in ­einem öffentlichen Brief geäußerte Sympathie für die NPD ist seiner Partei äußerst unangenehm. Rüdiger Erben, Vorsitzender des SPD-Verbands Burgenlandkreis, dem auch Püschel angehört, spricht über den Fall.

Hans Püschel hat sich bei der NPD »beinahe wie auf einem SPD-Parteitag« gefühlt. Wie hat man sich denn SPD-Parteitage vor­zustellen?
Ich war schon auf vielen SPD-Parteitagen. Zudem bin ich als Innenstaatssekretär auch der Vorgesetzte des Verfassungsschutzes. Deshalb weiß ich, wie es auf NPD-Parteitagen zugeht. Für mich ist die NPD eine völlig andere Partei als die SPD. Ich kenne niemanden in der SPD, der Püschels Ansichten teilt.
Um einen konkreten Vergleich anzustellen: Wird auf SPD-Parteitagen das Deutschlandlied gesungen?
Auch andere Parteien singen die Nationalhymne. Das ist kein Unterscheidungsmerkmal. Wir singen immer »Brüder, zur Sonne, zur Freiheit«. Vielleicht wird auch bei manchen SPD-Veranstaltungen die Hymne gesungen.
Die NPD stimmt aber gern alle drei Strophen des Deutschlandlieds an.
Ob die Partei das in Hohenmölsen getan hat, weiß ich nicht.
Auf dem NPD-Bundesparteitag 2006 in Berlin war es so.
Für möglich halte ich es auch.
Püschels Ansichten dürften nicht der Strategie der SPD im Kampf gegen den Rechtsextremismus entsprechen. Wie geht Ihre Partei auf kommunaler Ebene mit der NPD um?
Man muss sagen: Dort, wo Püschel Politik macht, ist die NPD gar nicht vertreten – anders als an anderen Orten des Burgenlandkreises. Für ihn hat sich die Frage bisher nicht gestellt.
Vielleicht hatte er deshalb so geringe Berührungsängste.
Ich kenne Hans Püschel seit 17 Jahren. Er war immer für Überraschungen gut. Aber bis letzte Woche hätte ich es wirklich nicht für möglich gehalten, dass er sich so äußert.
Manche Medien spekulieren über einen Parteiausschluss. Ist das wahrscheinlich?
Am Montag wird es eine Anhörung geben. Da wollen wir erfahren, was Püschel geritten hat, zur NPD zu gehen und solche Aussagen zu treffen. Es gibt bisher nicht einmal ein Parteiverfahren gegen ihn. Die Statuten der SPD machen einen Ausschluss ohnehin nicht allzu leicht. Ich sage deshalb immer: Erst reden, dann entscheiden.