»Ich hätte einen Artikelvorschlag«, schreibt die Autorin in der E-Mail mit dem Betreff »1. Mai Nordpol«. Sie fliege »zufällig« am 1. Mai von Düsseldorf zum Nordpol und zurück. Für den Fall, dass wir »von hier und da« zum Internationalen Kampftag der Arbeiter Geschichten planen sollten, könne sie eine kurze Glosse beisteuern. »Ich denke, es wäre absurd genug.«
Das fanden wir auch. Und wir planten tatsächlich Live-Berichte von hier und da. Leichte Zweifel, ob ein Bericht vom Nordpol nicht etwa im Ressort »Ausland« stehen müsse, waren schnell zerstreut, denn schließlich setzte die Nordpol-Korrespondentin ja keinen Fuß in die Arktis.
Wir tun hier ja wirklich schon einiges. Wir sprechen mit Freund und Feind, wir laufen, immer auf der Jagd nach heißen Themen und absonderlichen Begebenheiten, mit offenen Augen und Ohren durch die Stadt, und wir surfen bis in die abgelegensten Regionen des Internets. Wir treffen uns bisweilen in der Kneipe und investieren nicht wenig, um unserer Kreativität außerordentlichen Schwung zu verleihen. Wir recherchieren und interviewen, schreiben und gestalten und brüten manchmal reichlich lange über einem Text, bis wir davon überzeugt sind, ihn Ihnen guten Gewissens vorsetzen zu können.
Bloß mal eben zum Nordpol fliegen, das tun wir äußerst selten. Auch Myanmar hat bisher die wenigsten von uns gesehen. Einen Besuch im teuersten Hotel der Welt gibt selbst ein prall gefüllter Recherchefonds nicht her. So einiges, was die Jungle World zu bieten hat, verdanken Sie, liebe Leserinnen und Leser, unseren Korrespondentinnen und Korrespondenten, die sich in aller Welt herumtreiben.
Sie tun das, was wir in Berlin tun, in Rom oder Suleymania, in Minnesota oder Bayern. Sie begeben sich auf Polizeikongresse und Weltsozialforen, auf Esoterikmessen und Politveranstaltungen. Kein Slum, keine Kupfermine, kein Club und kein Freiraum ist vor ihnen sicher; sie stürzen sich in Demonstrationen, Riots und Krisengebiete, in Metropolen und Provinzen, in Stätten der Arbeit und des Vergnügens. Sie stoßen auf Gesprächspartner, die wir nie getroffen hätten, begeben sich an Orte, die uns unbekannt sind, und finden noch abgelegenere Stellen des Internet. Kurz: Sie sind überall da, wo wir nicht sind.
Wir grüßen an dieser Stelle unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten in der großen weiten Welt und an den öden Orten dieses Planeten sehr herzlich, wir freuen uns auf eure Texte und Ideen. Vor allem, wenn sie absurd genug sind!
