LeserInnenworld

Jungle World, 43/08: Interview
Ganz ohne Sex
Hallo, übermäßig intensiv haben sich Thomas Meinecke und Doris Akrap wohl doch nicht mit dem Katholizismus auseinandergesetzt. Jedenfalls machen sie den weit verbrei­teten Fehler, die Begriffe »Jungfrauengeburt« und »Unbefleckte Empfängnis« zu verwechseln.
Nach der katholischen Mythologie wurde Maria die Geburt Jesu »verkündigt«, und etwas später gebar sie Jesus, ganz ohne Sex. Das ist die Jungfrauengeburt.
Dafür kann man auch Anhaltspunkte in der Bibel finden: Ob man Maria als Jungfrau ansieht oder nicht, hängt davon ab, wie man die Worte »eine junge Magd« interpretiert.
Im 9. Jahrhundert dachten Scholastiker darüber nach, ob es denn möglich wäre, dass Jesus, der die Erbsünde von den Menschen nehmen sollte, von einer Frau geboren wurde, die von der Erbsünde betroffen war.
Einige versuchten, das Problem zu lösen, indem sie behaupteten, Maria sei gereinigt worden, und dadurch wäre der böse Fleck der Erbsünde weggegangen.
Die »Unbefleckte Empfängnis« bezieht sich also auf die Empfängnis von Maria (nicht Jesus!) durch ihre Mutter Anna. Abgesehen von der Erbsünde ging alles seinen üb­lichen Gang, das heißt, Marias Vater Joachim war der ka­tho­lischen Theologie zufolge beteiligt an der »Unbefleckten Empfängnis«.
Die Flecken bei der Unbefleckten Empfängnis sind also keine Spermaflecken, die Erbsünde ist damit gemeint. Liebe Grüße, Potz Wampenhorn

Jungle World, 43/08: »Der Bürger bürgt«
Substanzieller analysieren, bitte!
Es ist ja schön und liebenswürdig, einen hübschen Diskurs einzufordern: »Da müsste man schon über die Veränderung des gesamten kapitalistischen Systems reden.« Andererseits aber auch vollkommen kontraproduktiv, da sich das kapitalistische System ja gerade durch solche Interventionen permanent verändert. Der Kapitalismus ist doch nicht unanpassungsfähig. Er wandelt ständig sei­ne Formen, was ansonsten ja zu einer extrem undynamischen Ökonomie führen würde. Sich also am Diskurs effektiveren Wirtschaftens im Rahmen der kapitalistischen Ordnung zu beteiligen, wäre für Antikapitalisten kontraproduktiv. Antikapitalismus ist aber ohnehin politisch irrelevant, was vielleicht auch an der Haltung, die im Artikel deutlich wird, liegen könnte.
Es muss nicht über eine Veränderung des Kapitalismus geredet werden, sondern über seine Ersetzung durch ein fortschrittlicheres Gesellschaftssystem – den Kommunismus. Dafür bedarf es aber einer substanzielleren Analyse, die ich auch von Ihnen erwarten zu können glaube. Mit besten Grüßen, B. Busacker