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Ein Gast winkt in der Kneipe den Kellner heran. Sagt der Kellner: »Sie möchten zahlen?« »Nein«, antwortet der Gast, »ich nehme doch lieber die Wörter.« Böswillige Mensche könnten uns unterstellen, dass wir das Schwerpunktthema dieser Woche deshalb gewählt hätten, weil wir quasi der Gast in diesem Witz sind, diese typischen Deutsch-Schüler, die in Mathe, Physik und Chemie kläglich versagt haben. Ist da etwas dran? Eine statistische Untersuchung unter sieben am späten Abend noch anwesenden Kollegen ergab Folgendes: Fünf gaben an, dass ihre schlechtesten Fächer Mathe, Physik und Chemie gewesen seien. Von den zwei übrigen Kollegen, die Physik bzw. Mathe als beste Fächer angaben, gehörte einer zur Computer-Crew. Von den beiden anwesenden Computer-Spezialisten gab einer Deutsch als bestes und Chemie als schlechtestes, der andere Physik als bestes und Französisch als schlechtestes Fach an. Für Computer-Freaks kann man also zusammenfassend sagen, dass genau die Hälfte gut in Natur- und die andere Hälfte gut in Geisteswissenschaften ist. Ein durchaus überraschendes Ergebnis, wie wir finden. Bei den fünf Textredakteuren ergibt sich folgendes Bild: 80 Prozent waren schulische Nieten in den Naturwissenschaften, 20 Prozent hingegen Sport- und Mathematikgenies.
Die Rückschlüsse für künftige Prognosen liegen auf der Hand: Wer in der Schule schlecht in Mathe war, wird mit 80prozentiger Wahrscheinlichkeit Jungle-World-Redakteur. Bitte beachten und vermeiden Sie das bei der Erziehung Ihrer Kinder, lassen Sie null Toleranz walten, denn so viele Arbeitsplätze können wir definitiv nicht bieten. Bei 40,2 Millionen Beschäftigten in Deutschland beträgt der Anteil, den wir mehr schlecht als recht ernähren können, gerade mal 0,000037 Prozent. Da dies die erste und einzige Statistik ist, die wir unter den Mitarbeitern der Jungle World erhoben haben, beträgt ihr Wert 100 Prozent. Irrtümer sind also völlig ausgeschlossen.
Sie sehen, nach gut einer Woche Beschäftigung mit diesem Thema, sind wir voll drin in der Materie, unsere Mathelehrer wären stolz auf uns. Ob unser Können allerdings auf die pädagogischen Leistungen der alten Pauker zurückzuführen ist oder ob uns vielmehr das Glücksspiel an die Wahrscheinlichkeitsrechnung heranführte, lässt sich leider nicht statistisch belegen. Wahrscheinlich war es Zufall. Über diesen Satz kann nur lachen, wer sich auf den folgenden Seiten in die Welt der Statistik begibt oder wer schon früher so ein verzogenes Mathe-Kind war. Alea iacta est.