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Sie mögen Geschenke. Nicht bloß an Weihnachten. Auch zum Geburtstag, zu jeder alten Ausgabe, zu jeder neuen Ausgabe, zum Wochenende und zum Wochenanfang. Und sogar zwischendurch.

Für Geschenke halten sie alles, was mit der Post kommt. Und das ist nicht wenig. »Fast drei Viertel sind Geschenke«, strahlt der Geschäftsführer, bevor er sich wieder der interaktiven Demo-DVD für Hightech-Industriedampfreiniger widmet. Das Computerspiel »Mein Tierfriedhof« sei gar nicht so schlecht, erzählt seine Kollegin, man komme bloß wegen der ständigen Abonnementbestellungen zu nichts. Der Inlandsredakteur schwärmt von seinen Freunden bei der Hochdruckliga, deren ausgesprochen herzliche Einladungen er nicht immer annehmen konnte. Diverse unaufgefordert eingesandte Jungle World-Devotionalien sind im Umlauf und wechseln bisweilen unabgesprochen den Besitzer. Gleich mehrere Redakteurinnen behaupten, zu Hause im Safe einen Kugelschreiber mit der Aufschrift Jungle World aufzubewahren. Und das, obwohl seinerzeit nur ein Exemplar mit der Post ankam. Ein umfangreiches Set mit Pröbchen diverser Cremes und Lotions riss sich der Anzeigenleiter unter den Nagel, der in letzter Zeit mit besonders samtigem Teint daherkommt, ebenso wie das ominöse Eiweißenergiepulver, das er hastig in etwas Wasser aufgelöst hinunterschluckte, bevor er mehrere Gegner beim Free Fight in Sekundenschnelle zerlegte. Es habe aber nicht so gut geschmeckt, sagte er später.

Eine geradezu beängstigende Leidenschaft hat die Inlandsredakteurin für ihr neues Thermometer entwickelt. »Eine Welt, eine Zukunft« steht darauf in hübschem Taubenblau. Jeden Tag recherchiert sie mehrfach knallhart die Außentemperatur. Alle wissen Bescheid, sogar diejenigen, die sich viel mehr für die Niederschlagsgefahr interessieren. Gestern waren es zuerst sechs, dann sieben Grad Celsius. Heute neun. Morgen …

Experten erklären sich diesen Zustand mit dem Ausbleiben der regelmäßigen und großzügigen Lieferungen eines befreundeten Zuckerimperiums seit über einem Jahr. Werte Leserinnen und Leser, Geschäftspartner und -partnerinnen, Mäzene und Stiftungen der Republik, bereiten Sie diesem Zustand ein Ende! Senden Sie edle Weine aus Süddeutschland, Kluntjes von der Waterkant, Schokoadventskalender und Geistesnahrung jeglicher Art, nützliche Dinge oder ästhetische Hochgenüsse an Ihre Lieblingzeitung, abonnieren Sie oder überweisen Sie großzügig Geldbeträge! Dann kommt alles wieder in Ordnung.