Seltsame Schiedsrichter II

Griff ins Klo

Auch im Fußball gibt es No-Go-Areas. Die Schiedsrichter-Toilette etwa ist für Nicht-Referees absolut tabu. Ihre widerrechtliche Benutzung kostet sogar mehr Strafe als ein versäumtes Training oder eine deftige Beleidigung des Coaches. In Großbritannien wird derzeit das »Jobbiegate« (übersetzt etwa: Töpfchen-Affäre) des früheren Leicester-Spielers Robbie Savage heftig diskutiert. Insgesamt 70 000 Pfund soll er für den Besuch der verbotenen Toilette in der letzten Saison bezahlen.

Kurz vor dem Premier League-Match gegen Aston Villa im April 2002 bekam Savage, wahrscheinlich bedingt durch die vom Vereinsarzt angeordnete Einnahme von Antibiotika gegen eine Beinverletzung, heftige Bauchschmerzen. Weil die beiden Klos in der Mannschaftskabine besetzt waren, ging er kurz entschlossen zur eigentlich den Schiedsrichtern vorbehaltenen Toilette. Der Referee Graham Poll hinderte ihn nicht, er ermahnte Savage anschließend lediglich, sich auch gut die Hände zu waschen.

Damit hätte der Fall eigentlich erledigt sein können, wenn der Schiedsrichter sich nicht als Petze entpuppt und eine Beschwerde beim Fußballverband FA angekündigt hätte. Leicester reagierte darauf vorauseilend gehorsam und belegte den Spieler mit einer Strafe in Höhe von 60 000 Pfund.

Zahlreiche Kollegen solidarisierten sich mit Savage. Der türkische Mittelfeldspieler Muzy Izzet sagte, die Entscheidung sei »absolut blödsinnig«, er hätte in ähnlicher Situation genau das gleiche getan. Zudem würden Spieler »wegen viel ernsterer Verfehlungen nur minimal bestraft«. Und überhaupt: »Der Verein hat ihm doch erst das Medikament verabreicht, das ihm Bauchschmerzen machte. Wo bleibt da die Logik?«

Der Leicester-Vorstand blieb allerdings bei seiner Entscheidung, für Savage war der Ärger aber damit noch längst nicht ausgestanden. Der britische Fußballverband verurteilte ihn jetzt »wegen ungebührlichen Verhaltens« zu einer weiteren Geldstrafe, 10 000 Pfund soll der walisische Nationalspieler zahlen. Savage, mittlerweile nach Birmingham gewechselt, will das Urteil aber nicht annehmen, er kündigte umgehend Berufung an: »Ich bin zwar schon froh, dass ich von der FA nicht gesperrt wurde, aber es ist doch nun wirklich nicht so, dass ich jemanden absichtlich verletzt habe oder so. Aber warum sollte ich mit einer Geldbuße einverstanden sein? Alles, was ich getan habe, war eine Toilette zu benutzen. Es gibt wohl kaum eine Situation außerhalb des Fußballs, in der man dafür bestraft würde!«

Gordon Taylor, Repräsentant der Spielergewerkschaft PFA und Rechtsbeistand des Delinquenten, nannte das Urteil »enttäuschend«. Seit April müsse sich Savage nun »mit diesem Quatsch« herumschlagen, das »zerrt ganz klar an den Nerven«.

Zudem sei Eines ja wohl völlig klar: »Wenn es anders herum gelaufen wäre und der Schiedsrichter die Spielertoiletten aufgesucht hätte, wäre es wohl niemandem eingefallen, ein dermaßen großes Geschrei darüber anzufangen. Es ist einfach nicht fair.«