'Bild' und 'Times' streiten über Michael Schumacher

Hass, Hass, Hass

Eigentlich müsste es für britische Motorsportfans eine absolute Selbstverständlickeit sein, Michael Schumacher unsympathisch zu finden. Denn der Mann, den Bild gerne als »schön, schnell und verdammt nah am Tod vorbei« beschreibt, hat in der Vergangenheit immer wieder mit zweifelhaften Manövern gerade Großbritanniens Rennfahrern die Weltmeisterschaft zu versauen versucht und es im Fall von Damon Hill sogar einmal geschafft.

Trotzdem scheint es auf der Insel mit der Antipathie gegen den »Regengott« (Bild) nicht mehr weit her zu sein, denn die Times widmete einen großen Teil ihrer letzten Wochenendbeilage einem »Schumi-Hate«-Auffrischungskurs für ihre Leser.

»Auf zwei Seiten hämische Kommentare, böse Vorwürfe und fiese Vergleiche«, jammerte Bild unter der Überschrift »Psycho-Terror in der Formel 1«. Dabei hatte der Times-Kolumnist Simon Barnes eigentlich nichts weiter getan, als mit dem Start der Formel-1-Saison auch die »Schumacher-Hass-Saison« für eröffnet zu erklären. Und ein paar Gründe aufzuzählen, warum der deutsche Rennfahrer »der auspfeifenswürdigste Sportler der Welt« sei. Etwa die Art, wie er »die Ecken abrundet«, vulgo betrüge. Oder die bei ihm gefundene illegale Traktionskontrolle, die aber nach Angaben seines damaligen Teams Benetton nicht angeschlossen gewesen sein soll. Oder den provozierten Crash, mit dem Schumacher unter anderem Damon Hill den Titel versaute.

»Ja, spinnen die denn?« fragt die deutsche Boulevardpresse nun entrüstet, ohne im einzelnen auf die Vorwürfe einzugehen. »Zu Hause auf ihrer Insel fahren sie auf der falschen Seite Auto - und in der Formel 1 seit Jahren nur noch hinterher.« Dazu, dass man anderswo den schönen Schumacher potthässlich findet, fällt Bild jedoch nichts mehr ein. Zitiert wird deshalb nur einen kurzer Auszug aus der Passage, mit der die Times den Mann wie folgt beschreibt: »In seinen jüngeren Tagen sah er aus wie der hübsche Soldat in 'Cabaret', der 'Tomorrow belongs to me' singt, während alle anderen den Nazigruß machen. Als er älter wurde, wurde er zu einer Art Gestapo-Agent von Central Casting. Er braucht nur noch eine Zigarettenspitze und ein Monokel, um zu Herrn Flic aus 'Allo 'Allo (Anm.: in Europa sehr populäre britische Comedy-Serie über die deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg) zu werden.«

Schumi unschön? Egal, denn immerhin wurde er »viermal Weltmeister. Den letzten Titel für die Insel-Spötter holte ein gewisser Damon Hill - vor einem halben Jahrzehnt. Und das auch nur, weil Schumi damals zum kränkelnden Ferrari-Team gewechselt war.« Damit endete dann auch schon der aufgeregte Bild-Konter. Schade eigentlich, denn so sind den deutschen Lesern noch ein paar mehr Gründe entgangen, Schumi zu hassen: »dieser Insekten zerquetschende Gang, dieser schwindelige Triumphalismus auf dem Podium, während er mit Champagner spritzt, als handelte es sich um das Blut seiner Gegner«.