Schluss-Strich mit System

Die Strategie der deutschen Bundesregierung und ihres Unterhändlers Otto Graf Lambsdorff, die Entschädigung von Zwangsarbeitern weiter zu verzögern, scheint aufzugehen: Immer noch müssen sich die Opfergruppen über die Verteilung der zur Verfügung gestellten zehn Milliarden Mark streiten, weil es Deutschland nur ums »Business« und um einen »Schluss-Strich« geht. Dies erklärte letzte Woche der Generalsekretär des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Israel Singer, im Gespräch mit der Berliner Zeitung: »Es ist ein Skandal. Aber das ist die deutsche Moral im Jahre 2000, das ist das System, nach dem die rot-grüne Regierung handelt.«

Das deutsche Vorgehen hat materielle Gründe: Von der zugesagten Entschädigungssumme fehlen immer noch rund zwei Milliarden Mark, da die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft erst Zusagen über drei Milliarden Mark erhalten hat. Aber anstatt Singers Kritik anzunehmen und zahlungsunwillige Firmen unter Druck zu setzen, wies Lambsdorff die Vorwürfe zurück. Unterstützt wurde er dabei vom rechtspolitischen Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, und Wolfgang Gibowski, dem Sprecher der Stiftungsinitiative.