Echelon hört mit

Harte Sache! Da will man die EU zur Weltmacht machen, und plötzlich stellt man fest, dass man sozusagen ein U-Boot an Bord hat - Großbritannien nämlich. Letzte Woche wurde ein weiteres Mal bestätigt, dass das perfide Albion zusammen mit dem Biggest Brother aus den USA ein weltweites Spionagesystem - 120 Satelliten stark - namens Echelon betreibt; mit dabei auch noch Kanada, Australien und Neuseeland. Damit lässt sich, praktischerweise weltweit, die Übertragung von Fax, E-Mail, Telex, Telefon via Kabel oder Satellit anzapfen und decodieren.

Die Vorform des schönen Instruments, das den Neid der europäischen »Dienste« erweckt, wurde ursprünglich im Kalten Krieg gegen die roten Horden eingesetzt. Heute hat es erweiterte Einsatzfelder: Neben den selbstverständlichen staatlichen Dienstleistungen wie dem immer ausgedehnteren Kampf gegen Drogen, Terrorismus usw. dient es nach Angaben eines letzte Woche vorgelegten Reports des Europäischen Parlaments auch zur Industriespionage.

Und da platzt den Europs dann doch der Kragen: In der französischen Tageszeitung Le Monde wurden die Verbündeten - wg. Echelon - gleich in Anführungszeichen gesetzt. Keineswegs, wie das Blatt beteuert, aus einer »akuten Krise anti-angelsächsischer Paranoia»: Auch deutsche Unternehmen würden zu den Opfern Echelons zählen. Hatte man's doch schon geahnt: Etwas Gutes muss auch an Echelon dran sein.