Antifaschistische Streitkultur

Unser Land exzessiv

Ein Café heißt Café, weil dort Kaffee konsumiert werden kann. Ein Antifa-Café heißt so, weil dort außer Kaffee auch Bier, Vokü, THC und ab und an auch Antifa konsumiert werden kann. Meist konsumiert die Antifa aber selbst.

Weil in Frankfurt am Main mehr Leute auf linke Saalveranstaltungen gehen als zu Aktionen, machen Antifas gerne Vorträge. So auch am Montag letzter Woche. Dem Wochentag angepasst sollte es um den langjährigen Politaktivisten Horst M. und seine wilde Bande "Unser Land" gehen, die an vier Montagen des vergangenen halben Jahres öffentliche Plätze in der Stadt am Main terrorisierten.

Da öffentliche Plätze keine Saalveranstaltung mit Diskussion bieten, sahen sich meist nur wenig bis sehr wenig Menschen dazu veranlasst, gegen diese Veranstaltungen zu protestieren. Von diesen Wenigen hielten sich die meisten dann auch noch an die demokratische Streit- und Diskussionskultur. Und bei der letzten dieser Gelegenheiten ließen sich dann sogar noch zwei der Protestierenden verhaften.

Uneingeweihte Beobachter all dessen, unter ihnen Horst M., mögen zu dem nachvollziehbaren Schluss gekommen sein, mit Antifa in Frankfurt am Main sei nichts mehr los. Den Niedergang der Linken im Großmaßstab kennt M. schließlich genau. Und nach all den Jahren des Kampfes für sein Land fühlte er sich stark genug, dem Gegner Aug' in Aug' gegenüber zu treten, zu richten und zu retten, was da noch zu retten sei.

Auf besagter Veranstaltung öffnet sich nach einer Dreiviertelstunde die Tür, herein tritt eine schlecht rasierte und halbbeglatzte Person. Ein Zeuge ruft von hinten: "Horst Mahler ist hier" - und die Menge lacht herzlich und laut. Wer will das schon auf sich sitzen lassen, die Bestätigung folgt sofort, verbunden mit der Androhung, hier jetzt mal etwas richtig stellen zu müssen.

Was genau das sein sollte, war dann aber leider nicht mehr zu verstehen. Denn die selbst ernannte Verkörperung des Weltgeistes musste sich der rohen Gewalt von Fäusten, Füßen und Bierflaschen beugen, ging gar zu Boden, wurde rausgezerrt und begrüßte den frischen Montagabend wie der Papst den Flughafenbeton dieser Welt.

Nachdem Mahler dann noch großzügig von seinem Arierblut verteilte, ließ er sich in einem Erfurter Fahrzeug wegbringen. Über den Humor des 13. Reviers ist leider nichts bekannt. Aber die beiden Cops, in deren Auto er eine halbe Stunde später auf der Suche nach Fäusten, Füßen oder Bierflaschen durchs Viertel kachelte, hatten ein breites Grinsen im Gesicht.