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Es gibt ein paar untrügliche Anzeichen dafür, daß man einen Ort dafür, daß man einen Ort schleunigst verlassen und das Weite suchen sollte. Wenn einen der Kebab-Verkäufer mit Namen anredet, der Tabakhändler automatisch nach der Marlboro light greift, der Hausmeister plötzlich "Grüß Gott" ruft und die Kellnerin völlig ungefragt Rigatoni serviert, dann ist genau der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen.

Weitere Indizien dafür, daß ein Umzug dringend erforderlich ist, sind dem Zustand der unmittelbaren Umgebung zu entnehmen. Müllberge und Menschen, die auf Anglerstühlen im Flur sitzen und angeben, dies sei ihr Arbeitsplatz, sind ein Alarmsignal. Es ist zu eng geworden! Neue große helle, Räume müssen her. Achtung, wenn sich ein fettiger Belag aus Faxen, Manuskripten und Wurstpellen auf dem Schreibtisch gebildet hat und jener mit dem Foto-Fahnen-Käserinden-Belag vom Schreibtisch gegenüber zu verwachsen droht, sind Aufräumarbeiten gänzlich zwecklos. Die Abstände zwischen den Schreibtischen müssen verändert werden! Will man also nicht qualvoll unter Käsefaxen im Kiez ersticken, muß man jetzt gehen.

Wir haben die Zeichen gedeutet, uns zur Flucht entschlossen und ziehen um. Und zwar dorthin, wo es keine vertrauten Tabakhändler oder Kebab-Verkäufer gibt, dafür aber Geschäfte für Grabmale, Friedhofsbedarf und ein paar Bestattungsunternehmer. Man wird hoffentlich zu selten mit ihnen zu tun haben, als daß sie sich die Namen werden merken können.

Es wird ruhig werden in der Bergmannstraße, vis ˆ vis der Totenacker, nebenan die Filiale des Vatikan, und manche sprechen schon von einem neuen Godesberg. Aber seit wann grenzt Godesberg eigentlich an Neukölln?