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Eines Montags standen sie plötzlich in der Redaktion. Freundlich, aber mit Redaktion.Freundlich, aber mit Hundemarke und Schnauzbart: "Guten Tag, Kriminalpolizei". Große Freude, amtlichen Besuch bekommen wir nämlich nicht allzu häufig. Die beiden Herren hatten ein simples Anliegen: Eine Ausgabe der Jungle World vom Januar dieses Jahres.

Damit können wir natürlich dienen. Zeitungen hat eine Redaktion immer im Angebot, vor allem die eigenen. Die plötzlichen Besucher wollten uns aber auch gerne bei sich im Hause begrüßen. Aber wer geht schon freiwillig zum Platz der Luftbrücke?

Und bekommen hätten wir dort auch nichts - im Gegenteil. Auf der sogenannten Einladung hieß es: "Mitzubringen sind: Ausweispapiere über ihre Person". Wir wußten aber nicht so recht, wer unsere Person sein sollte. Nur, daß sie beschuldigt worden war, jemanden verleumdet zu haben. In der Jungle World.

Ein Herr Josef Klumb, ehemaliger Sänger der rechtsextremen Band Weissglut, hatte uns angezeigt, weil wir ihn in einer Nachricht als Antisemiten bezeichnet hatten. Bloß weil er ein bißchen über "Hochfinanz" und "Zionismus" geredet hatte und im rechtsextremen Verlag von Werner Symanek mitarbeitete.

Netter Versuch. Die Staatsanwaltschaft München hatte bereits ein Verfahren gegen einen Interviewpartner des Bayerischen Rundfunks eingestellt, der solches behauptet hatte. Und bei der Pressekammer des Hamburger Landgerichts war Herr Klumb auch schon gegen die Bezeichnung "Nazi", die der Spiegel ihm verpaßt hatte, angegangen. Vergeblich.

Spontanbesuch und Gegeneinladung - schön hätte es werden können, auch wenn es dort, in den Tempelhofer Büroräumen, wohl nur wenige Zeitungen gibt. Doch daraus wurde leider nichts: Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin hat jetzt das Verfahren eingestellt. Das ist gut und nicht schlecht. Aber wer holt jetzt die alten Jungle World-Ausgaben hier ab?