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Als wir neulich einmal in einer Soli-Disco tanzen gehen einer Soli-Disco tanzen gehen wollten, dröhnte es uns schon von weitem entgegen: "Ihr seid hier heute Abend ja schon schwer gedisst worden!"

Bevor wir eintrafen, hatte der Conferencier, den wir bisher kulturlinks liegen ließen, einige unverständliche Scherze auf unsere Kosten gemacht. "Wir werden alle sterben", hieß das Motto des Abends. Oder so ähnlich. Kein Wunder, schließlich mußte man vor dem Tanzen an einer Diskussion und einem Punk-Konzert teilnehmen. Eben das wollten wir vermeiden und waren extra etwas später gekommen. Doch da standen unsere Aktien bereits schlecht und wir galten als Spaßverderber.

So geht das die ganze Woche! Immer wieder fühlen sich Leute auf den Schlips getreten - sogar solche, die gar keinen haben. Verrissene Regisseure, enttäuschte Schriftsteller, gefoppte PDS-Politiker, ignorierte Musikanten, masochistische Leserbriefschreiber, beleidigte Theorien, unsolidarisch abgefertigte Splittergrüppchen.

Kaum sitzt man einmal ruhig beim Biere, stürzt ein unberufener Blattkritiker auf einen zu und ruft: "Was war denn das in der vorletzten Nummer auf der Seite 14 unten?" Keine Chance für die Sportredakteurin, zu sagen, für die Wirtschaft sei sie doch gar nicht verantwortlich. "Ja, seid Ihr denn kein Kollektiv?" hallt es zurück.

Neulich wurde sogar ein Inlands-Redakteur dazu aufgefordert, einen Seitenstrang der Lilli & Poldi-Saga zu erläutern. Der Arme konnte sich nur mit der Behauptung retten, Lilli & Poldi spiele doch im Ausland. "Ja, seid Ihr denn keine Internationalisten?"

Da fällt uns manchmal nicht mehr viel ein. Aber auf dem Heimweg schießt es uns dann doch durch den Kopf: Ist es nicht eigentlich wunderbar, daß es von Disco zu Disco keine anderen Diss-Themen gibt als die Jungle World?