Home Story

So sieht's bei den anderen aus: in der Abo-Werbung keine Fisch-Bilder zum Ausschneiden und Sammeln, Fisch-Bilder zum Ausschneiden und Sammeln, sondern Kochtöpfe und Toaster, die Herzchen-Muster ins Brot brennen; keine Home Story, dafür seitenweise Anzeigen, die für ostdeutsche Mettwurst, rostfreie Schneeketten, Campingmöbel aus Konkursmasse, runtergesetzte Firmenwagen oder rustikale Einbauküchen werben; keine Ahnung von Arbeit & Kapital, dafür Sich-Dicke-Tun mit Börsenkursen; keine Disko mit Gewerkschaftern oder Antifas, dafür den "Ombudsmann", Tips zum Fliesenlegen oder eine Gartenecke.

Na gut, die anderen machen auch nicht alles falsch; bloß die Sache mit den Bildern kriegt kaum einer in den Griff; schlimmer noch, meist passen die Bilder auf bestürzende Weise zum Text. Beispiel:Träumt die Diplom-Physikerin Ruth Schliter von Senioren-Chats im Internet, gibt's natürlich ein Bild von Ruth Schliter, die von Senioren-Chats im Internet träumt. Platzt ein Artikel, ruft der Profi: Klasse! Schieben wir den herbstlichen Park von Sanssoucis auf die Seite. Ginge bei uns gar nicht. Bildarchiv? Alle Bilder werden von den begnadetsten Redakteurinnen selbst gemalt oder vom Chefgestalter höchstpersönlich jeden Tag frisch zubereitet. Dazu nehme man irgendeinen Gegenstand, assoziiere frei, zu welchem Text er passen könnte, und lege ihn auf den Scanner. Dazu eignen sich Kaffeefilter, Kopfschmerztabletten, Hände, Fische und zerquetschte Bierdosen, Pommes und Pampers.

Von den Überschriften der anderen ganz zu schweigen (Auswahl): "Forstverwaltung gegen Sommer-Rodelbahn". - "Azubis haben sofort Kontakt zum Kunden" - " Berlinerin macht sich für Seniorennetz stark" - "Ab heute leuchten die Lichter an der Fichte".

Wer liest denn sowas?