Auf den Norweger Haakon Sund geht die »Oslo-Konfrontation« zurück

Der kluge Erfinder

Ein Norweger hat die Regeln für polizeiliche Gegenüberstellungen erfunden und mit dem Verweis auf die Haager Landkriegsordnung indirekt zum Widerstand gegen die Nazibesatzung aufgerufen.

Das interessanteste Wort der Woche lautet Osloconfrontatie und bedeutet, direkt aus dem Niederländischen übersetzt, Oslo-Konfrontation. Dabei handelt es sich um das, was im Deutschen »Gegenüberstellung« genannt wird, was natürlich Fragen aufwirft.

Haakon Sund wurde 1940 mutmaßlich wegen Deutschenfeindlichkeit seines Amtes enthoben.

Deren Antwort lautet »Riksadvokat Haakon Ragnvald Olsen Sund«, so hieß nämlich der norwegische Generalstaatsanwalt, der 1933 Regeln für die polizeiliche Gegenüberstellung festlegte. Sie lauteten: 1. Ein Zeugen begleitender Polizist darf selbst nicht wissen, welche Person ­verdächtigt wird, 2. Es darf nur eine Gegenüberstellung geben, 3. Zeugen dürfen ­keinen Kontakt zueinander haben, 4. Die Gegenüberstellung muss vor einem Einwegspiegel stattfinden.

1937 wurden diese Regeln vom damaligen niederländischen Generalstaatsanwalt Lodewijk Henrick Karel Cornelis van Asch van Wijck übernommen und seither heißt das Ganze eben Osloconfrontatie.

Damit ist die Geschichte des interessanten neuen Worts allerdings noch nicht zu Ende. Haakon Sund, wie man den Erfinder zumeist in Kurzform nannte, wurde bereits 1940 mutmaßlich wegen Deutschenfeindlichkeit seines Amtes enthoben. Er hatte drei Tage nach dem Einmarsch der Wehrmacht zusammen mit dem damaligen Polizeichef von Oslo, Kristian ­Welhaven, sowie dem Bürgermeister Trygve Nilsen die Verbreitung von Radiomeldungen abgesegnet, in denen die Bevölkerung auf Einzelheiten der Haager Landkriegsordnung hingewiesen wurde.

Verbrennung der Archive des Inlandsgeheimdienstes

Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen organisierten norwegischen Widerstand. Welhaven, der vorausschauenderweise die Verbrennung der Archive des Inlandsgeheimdienstes angeordnet hatte, wurde entlassen und umgehend im von den Deutschen eingerichteten Lager Grini interniert.

Haakon Sunds Amtsnachfolger wurde Jørgen Kornelius Nordvik, langjähriges Mitglied der faschistischen »Nasjonal Samling«, der nach dem Krieg zu 14 Jahren Haft verurteilt wurde, davon aber nur zwei absitzen musste.

1949 wurde Sund wegen seiner Verdienste um das Vaterland vom norwegischen König der St.-Olavs-Orden verliehen, aus Altersgründen kehrte er nicht in sein Amt zurück. Er starb mit 92 Jahren am 31. Dezember 1965.