Das Album »Half Divorced« von Pissed Jeans

Jungs unter sich

Pissed Jeans, die amerikanische Noiserock Band aus Allentown, Pennsylvania, haben mit »Half Divorced« ihr sechstes Album herausgebracht. Doch mit ihrem männerkritischem Mix aus Banalität und Ironie scheint es vorbei zu sein.
Musikrezension Von

Das Großartige an der Noise-Rock-Band Pissed Jeans war immer, dass sie einen rabiaten und obszönen Humor pflegten – der sich in der Regel gegen sie selbst wendete. Aber nicht nur gegen sie als Musiker, nein, gegen sie als Männer.

Bereits auf ihrem Debüt­album »Shallow« von 2005 lässt sich das beobachten: Der erste Song heißt gleich »I’m Sick«, es folgt eine geschriene Liste aller möglichen Krankheiten, die wehleidig besungen werden – Männerschnupfen eben. Weiter geht’s mit Song Nummer vier, »Ashamed of My Cum«, der gewissermaßen das Thema des Rolling-Stones-Klassikers »I Can’t Get No Satisfaction« neu interpretiert, nur eben mit viel deftigerer Wortwahl.

Aus dem fast schon unheimlich klingenden Post-Hardcore ist eine Art Fun-Punk geworden, der sich keine Pausen, keine Experimente und keine doppelten Böden mehr leistet.

Das zweite Album von 2007 nannten sie sogar »Hope for Men«, von Hoffnung ist hier aber zwischen dem gedrungenen Wortgesang von Matt Korvette (der sich unaufhörlich so anhört, als würde er gerade gefoltert), den kreischenden Gitarren und dem das Trommelfeld malträtierenden Schlagzeug nichts zu spüren. Das Album ist ein Abgesang auf Männer, die hier als Stalker, Widerlinge und in ihrer eigenen »Fantasy World« lebenden Geschöpfe besungen werden: alberne, gruselige und am Ende gefährliche Typen.

Auf ihrem neuen, mittlerweile sechsten Album »Half Divorced« geht Pissed Jeans dieser Mix aus Banalität und Ironie allerdings flöten – und zwar so richtig. War der Band ihr Spott über eine bestimmte Art von Männern immer anzumerken, scheint es jetzt kein Spott mehr, sondern purer Ernst zu sein, denn irgendwie scheinen sie sich selbst in solche Jungs verwandelt zu haben.

Das hat viel zu tun mit der Art, wie sie jetzt spielen: Aus dem fast schon unheimlich klingenden Post-Hardcore ist eine Art Fun-Punk geworden, der sich keine Pausen, keine Experimente und keine doppelten Böden mehr leistet. Dafür gibt’s jetzt prollige Songs zum Mitnicken, inklusive peinlicher Gitarrensoli.
 

Pissed Jeans: Half Divorced

Pissed Jeans: Half Divorced (Sub Pop)