Das neue Album von Metz ist hochaktuell

Unruhige Salven mit Nuancen

Metz liefern mit ihrem dritten Album »Strange Peace« den nihilistischen Soundtrack zum drohenden gesellschaftlichen Kollaps

2017 scheint das Jahr zu sein, in dem alle gesellschaftlichen Grundübereinkommen ad absurdum geführt werden. Zu lange – wahrscheinlich die gesamten Neunziger und Nuller hindurch – hat sich die westliche Popkultur vornehmlich in plüschiger Nostalgie oder fahrlässig ignoranter Wohlfühlbeschallung gefallen.

Mit »Strange Peace« zelebrieren Metz die eigenen Zweifel, die allerorten präsente Angst, das Verschwinden jeglicher Sicherheit.

Metz aus Toronto, bestehend aus Gitarrist und Sänger Alex Edkins, Schlagzeuger Hayden Menzies und Bassist Chris Slorach, haben da von Anfang an nicht mitgemacht. Sie zeigten sich schon auf ihren bisherigen Alben – »Metz« (2012) und »II« (2015) – als aufmerksame Chronisten un­ruhiger Zeiten und untermalten ihre Beobachtungen mit nicht minder ­unruhigen Salven selbstzerstörerischen Punk- und Noiserocks, der den Geist Kurt Cobains atmete. Das soeben erschienene dritte Album »Strange Peace« löst nun endgültig ein, was die von der Kritik gefeierten Vorgänger versprachen. Ähnlich wie bei ihren Labelkollegen Pissed Jeans wirken die neuen Stücke des Trios in ihrer puren Destruktivität und ­störrischen Ästhetik geradezu prophetisch. Schon lange nicht mehr ­gelang einer Band dieses Genres eine derart konsequent durchgehaltene Kongruenz von Musik, Thematik und Verpackung. Geradezu ikonische Plattencover (wie das neue, von Jonathan Bauerle entworfene), Plakate und Videos begleiten Metz seit den Anfängen der Band im Jahr 2008 – und das in Zeiten, in denen vermeintliche Vorbilder wie Black Flag ihr Erbe durch Geschmacklosigkeit auf allen Ebenen ruinieren.

Mit »Strange Peace« zelebrieren Metz die eigenen Zweifel, die allerorten präsente Angst, das Verschwinden jeglicher Sicherheit. Schon der Opener »Mess of Wires« nagt mit seiner schneidenden Aufdringlichkeit an den Nerven. Das nicht weniger zwingende »Drained Lake« hingegen bietet mit dem einprägsamen Gesangs-Hook und dem repetitiven, fast schon maschinellen Gitarrenriff Hitqualität, die man im Genre sonst vergeblich sucht. Überhaupt ist »Strange Peace« gespickt mit überaschenden kleinen Facetten, die der Band bisher abgingen. So finden sich mit »Cellophane« oder »Escalator Teeth« Midtempo-Stücke, auf denen die Kooperation mit John Reis, dem Mastermind von Hot Snakes und Drive Like Jehu, für eine gemeinsame EP (»Let It Rust/Caught Up«, 2016) bleibende Spuren hinterlassen hat. Anders als das Gros der Genre-Bands rattern sich Metz nicht stakkatoartig durch das Noise-Register. Ihr klangliches Korsett sitzt sehr viel lockerer und lässt Raum für subtile Nuancen. Auch merkt man der Platte an, dass sie ohne großen Schnickschnack eingespielt ist, wie man beim Produzenten Steve Albini hätte ­befürchten können. Und Metz gelingt es dankenswerterweise, bei aller Lautstärke und großmäuliger Negativität nicht machomäßig rüber­zukommen, was für eine Punkband auch im Jahr 2017 noch keine Selbstverständlichkeit ist.


Metz: Strange Peace (Sub Pop / Cargo)