Eine Sammlung von ­Kundenanfragen an Wiener Bibliotheken

»Den Titel habe ich vergessen… Aber es ist blau«

Die Bücherei des 21. Jahrhunderts ist keine stille Gruft. Sie ist ein Inferno. Teenies kreischen. Eltern plaudern. Bibliothekar:innen schreien. Alle telefonieren. Anfragen aller Art werden über Facebook gestellt. Gerne auch von der reiferen Generation.
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Kund:innenanfragen

»Es ist mir nicht möglich, das Buch zurückzugeben, da ich es noch nicht ausgelesen habe.«
Sie haben damit den schwachen Punkt des Konzepts Leihbücherei getroffen.


»Ich warte auf ein Buch, das schon vor Tagen retourniert hätte werden sollen. Ich hoffe, dem derzeitigen Leser wurde bereits gedroht?«
Der Pferdekopf ging heute mit der Dienstpost weg.

»Ich habe das Buch in einem meiner beiden Zweitwohnsitze ver­gessen. Bitte verlängern, die Überziehungsgebühren sind ja doch recht happig.«
Stimmt, da könnte es mit einem vierten Wohnsitz eng werden.


»Ich bin völlig fassungslos. Das ist mir in meiner mittlerweile vierzigjährigen Mitgliedschaft noch nie passiert. Was kann ich tun, um das wiedergutzumachen?«
Zahlen Sie einfach die 30 Cent für den einen Tag Verspätung, und wir reden nimmer drüber.
»Hallo, ich bin die Frau, die die ­Bücher nicht rechtzeitig zurück­gegeben hat.«
Ach, Sie sind das – wir hatten schon gerätselt, wer zu einer solchen Tat fähig sein könnte.


»Die Bücher sind ganz nass!«
»Nicht was Sie denken – das ist nur vom Regen.«
WAS SOLL ICH DENKEN???


»Sollte das Buch nicht mehr auf­tauchen, wie verhalte ich mich?«
Unauffällig.


»Ich heirate am Wochenende, ­können Sie das Buch nochmal ­verlängern?«
»Mut zur Trennung« zeugt jedenfalls von bemerkenswertem ­Weitblick.


Kundin hat eines unserer Bücher verloren: »Ich bringe Ihnen stattdessen Kuchen, das nützt Ihnen mehr als die paar Euro.«
Sollen sie doch Kuchen lesen!


»Was, Sie geben die Bücher zum ­Altpapier?!«
Ich bin eine Doppelnull-Bibliothekarin und habe die Lizenz zum ­Entsorgen von Büchern.


»Ab wann macht ein Bücherei­besuch Sinn, mein Sohn wird im Juli ein Jahr alt?«
Wenn er bis jetzt noch nicht bei uns war, ist eh schon alles zu spät.

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