Topographie der Subkultur

Places

Subkulturelle Orte – davon hat Berlin eine ganze Menge. Diesen Orten widmet sich der Band »Places«, für den Tine Fetz Zeichnungen ange­fertigt und Daniel Schneider die Texte geschrieben hat – auch über Orte, die es in Berlin nicht mehr gibt.
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1. Radarstation auf dem Teufelsberg

Teufelsseechaussee 10, Grunewald

1937 wird im Grunewald mit dem Bau der Wehrtechnischen Fakultät als Teil der von Adolf Hitler und Albert Speer geplanten Reichshauptstadt Germania begonnen. Nach Kriegsbeginn werden die Bauarbeiten eingestellt. In den fünfziger Jahren wird aus dem Areal ein Abladeplatz für die Trümmer der im Krieg zerstörten Häuser. Der Rohbau des Gebäudes verschwindet unter dem Schutt und es entsteht der Teufelsberg, mit 120 Metern der höchste Berg West-Berlins.

Der Trümmerberg erweist sich als idealer Ort, um den Funkverkehr des Warschauer Pakts zu überwachen, weshalb auf seinem Gipfel ab 1964 eine Abhörstation der US-amerikanischen NSA und anderer alliierter Geheimdienste entsteht. Nach dem Fall der Berliner Mauer endet die militärische Nutzung der Station, sie wird aber noch eine Weile zur Überwachung des zivilen Luftverkehrs genutzt, bis sie Ende der neunziger Jahre endgültig schließt. Eine Investorengemeinschaft kauft das Areal, es sollen ein Hotel und Luxus-Apartments entstehen. Das Projekt scheitert unter anderem aufgrund finanzieller Probleme. Für Auf­sehen sorgt 2007 der Plan des Regisseurs David Lynch, gemeinsam mit der Maharishi Weltfriedens-Stiftung ein spirituelles Ausbildungs­zentrum, die »Universität für ein unbesiegbares Deutschland«, in der ehemaligen Radarstation zu errichten – auch aus diesem Projekt wird nichts.

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