Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch

»Berühmtes Paar, leider«

Der kürzlich veröffentlichte Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch wird als literaturhistorische Sensation gehandelt, und das nicht ganz zu Unrecht. Denn die Briefe, die sich das Liebespaar schrieb, geben neue Auskunft über ihre Beziehung, die seit jeher Anlass für Spekulation bot.

Ingeborg legte nach. Eben hatte sie Max unterstellt, sie nicht mehr zu lieben, nun das: »Ich glaube nicht einmal mehr, dass du je ein wirkliches Gefühl für mich gehabt hast.« Und darum: »Es ist mir das Herz ge­brochen.« Es ist die Neujahrsnacht 1962/1963 und Ingeborg Bachmann trennt sich von Max Frisch. Hinter ihr liegen vier Jahre Beziehung. Frisch schickte sich gerade an, mit seiner jungen Liebhaberin Marianne Oellers nach New York zu fliegen, und Bachmann saß im einst gemeinsam bewohnten Haus in Uetikon am See und durchlebte eine psychische Krise. Der Brief beginnt mit den Worten: »Mit der Hand habe ich schon drei Seiten geschrieben, aber sie werden immer unleserlicher, meine Hand zittert zu sehr.«

Der Brief, in dem Bachmann die Trennung besiegelt, ist nun nachzu­lesen im kürzlich erschienenen Briefwechsel der beiden Schriftsteller. Sie waren ein »berühmtes Paar, leider« und »haben es nicht gut gemacht«, wie man schon den für Titel und Klappentext ausgewählten Zitaten Frischs entnehmen kann. Wobei von einem Briefwechsel kaum die Rede sein kann, der Band besteht fast im Verhältnis zwei zu eins aus Briefen von Bachmann an Frisch; von seinen Briefen sind nur wenige überliefert, und zwar nur die, von denen er selbst Abschriften oder Durchschläge angefertigt hat. Denn Bachmann, die sich von der Beziehung mit Frisch »vernichtet« fühlte, hat alles getilgt, was sie an ihre Zeit mit Frisch erinnerte. Ihrer Forderung, auch ihre Briefe zu vernichten, kam Frisch nicht nach.

Sind beide in einer Wohnung, fühlt Bachmann sich von Frischs Anwesenheit erdrückt, er fühlt sich in seiner Freiheit beschnitten. Sie kann nicht arbeiten, während das Klackern seiner Schreibmaschine durch die Wohnung hallt. Er hadert damit, dass er sie für die bessere Schriftstellerin hält.

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