Der bolivianische Gouverneur Luis Fernando Camacho wurde verhaftet

Boliviens Bolsonaro

Luis Fernando Camacho errang bei den Präsidentschaftswahlen in Bolivien 2020 den dritten Platz. Nun wird ihm die Beteiligung an einem mutmaßlichen Staatsstreich vorgeworfen.
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Der prominente bolivianische Oppositionsführer Luis Fernando Camacho wurde Ende Dezember verhaftet, der Staatsanwaltschaft zufolge im Zusammenhang mit den Protesten, die zum Sturz von Präsident Evo Morales (Movimiento al Socialismo, MAS) im Jahr 2019 geführt hatten. Die Spannungen zwischen der inzwischen wieder vom MAS geführten Regierung in La Paz und der Opposition in der wohlhabenden Landwirtschaftsmetropole Santa Cruz haben sich dadurch verschärft. Der 43jährige Camacho ist Jurist, Gouverneur des Bundesstaats Santa Cruz und Präsident des dortigen Bürgerkomitees aus lokalen Unternehmern der Soja-, Holz- und Ölbranche, Großgrundbesitzern sowie Oligarchen. Er landete 2020 bei den ersten Wahlen für die Präsidentschaft nach dem durch Militär und Polizei erzwungenen Rücktritt von Morales auf dem dritten Platz, trotz der internationalen Unterstützung der damaligen rechten Präsidenten von Kolumbien, Iván Duque, und Brasilien, Jair Bolsonaro.

Camacho ist auch christlicher Fundamentalist, er zeigt sich oft mit einer Bibel in der Hand und einem Rosenkranz um den Hals. Camacho forderte in seinen Ansprachen, Bolivien müsse von »Hexerei« und vom »Satan« befreit werden. Seit Ende Oktober hat er Proteste in Santa Cruz unterstützt, die eine Volkszählung forderten, die der bevölkerungsreichen Agrarregion mehr Steuereinnahmen und Sitze im Kongress bescheren soll. Camacho hat sich mit der Regierung von Präsident Luis Arce überworfen und strebt ein föderales Regierungssystem für Bolivien an. Er entstammt einer reichen Unternehmerfamilie, die in Santa Cruz zu einem Erdgaskartell gehörte, und ist Sohn eines Paramilitärs, der in den achtziger Jahren auf Seite der bolivianischen Militärputschisten stand. Seine Familie verlor einen Teil ihres Vermögens, als Morales den Erdöl- und Erdgassektor verstaatlichte. Als 23jähriger leitete Camacho die neofaschistische, paramilitärische Organisation Unión Juvenil Cruceñista, die mit Attentatsversuchen auf Morales in Verbindung gebracht wird, berüchtigt ist für Angriffe auf Linke, indigene Bauern und Journalisten und gerne den nationalsozialistischen Hitlergruß benutzt.