Chronik rassistischer und antisemitischer Vorfälle

Deutsches Haus #7/2022

Am Nachmittag des 13. Februar rief ein Unbekannter einer Polizeimeldung zufolge im Hamburger Stadtteil Rotherbaum mehrmals »Heil Hitler« in die Richtung einer 17jährigen Schülerin, die zuvor aus dem Joseph-Carlebach-Bildungshaus gekommen war. Das Joseph-Carlebach-Bildungshaus ist eine jüdische Einrichtung, in der eine Kindertagesstätte sowie eine Ganztagsschule untergebracht sind und die 24 Stunden am Tag von Polizisten bewacht wird. Gegen Mittag des 12. Februar beleidigte ein 63jähriger in einem Linienbus in Limburg an der Lahn (Hessen) den 27jährigen Fahrer des Busses auf rassistische Weise. Einer Polizeimeldung zufolge trug der Täter keine Mund-Nase-Bedeckung und der Fahrer hatte ihn zuvor auf die Pflicht zum ­Tragen selbiger aufmerksam gemacht. Ein 41jähriger beleidigte am Nachmittag des 10. Februar im Berliner Stadtteil Charlottenburg ­einen 48jährigen auf rassistische Weise und attackierte ihn zudem physisch. Einer Polizeimeldung zufolge war der 48jährige mit seinen Kindern und seiner Lebensgefährtin auf einem Gehweg unterwegs, als der Täter unvermittelt begann, sowohl ihn als auch seine Familie rassistisch zu beschimpfen. Anschließend packte der 41jährige den Familienvater am Arm, schlug und schubste ihn. Als der Täter sich schließlich entfernte, spuckte er in die Richtung des 48jährigen. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt gegen den 41jährigen wegen Beleidigung und Körperverletzung. In einer Therme in Mühlhausen (Thüringen) attackierte ein 71jähriger am Vormittag des 8. Februar einen achtjährigen Iraker physisch und beleidigte ihn auf rassistische Weise. Einem Bericht der Tageszeitung Thüringer Allgemeine zufolge war der Achtjährige mit seiner Schulklasse der Stufe drei zum Schwimmunterricht in der Therme. In den Umkleideräumen griff der Täter den Jungen unvermittelt an, er stieß und trat ihn mehrfach. Nach Angaben der Polizei tätigte der 71jährige außerdem »ausländerfeindliche Äußerungen«. Die Polizei ermittelt gegen den 71jährigen wegen Körperverletzung.

Bei dem Übergriff vom Abend des 5. Februar im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, bei dem sechs Erwachsene eine 17jährige auf rassistische Weise beleidigten und sie zudem physisch attackierten, hat sich ein neuer Sachverhalt ergeben. Der Polizeimeldung zufolge hieß es zunächst, das Opfer sei in einer Straßenbahn unterwegs gewesen und habe keine Mund-Nase-Bedeckung getragen. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Jugendliche in der Straßenbahn durchaus eine Mund-Nase-­Bedeckung trug und diese lediglich bei dem auf die rassistischen Beleidigungen folgenden Streitgespräch mit den sechs Erwachsenen kurzfristig nach unten gezogen hatte. Die sechs tatverdächtigen Erwachsenen trugen überwiegend keine Mund-Nase-Bedeckungen, wie die Polizei in einer Präzisierung ihrer ursprünglichen Pressemitteilung einräumte. jr