Paul Verhoevens »Bene­detta« schildert das Liebesleben von Nonnen

Wenn Maria zum Dildo wird

Plakative Kirchenkritik und billige Altherrenphantasien über lesbischen Sex: »Benedetta« ist eine groteske Parodie und ein Tiefpunkt im Werk von Paul Verhoeven.

Der niederländische Filmregisseur Paul Verhoeven gilt als enfant terrible des Kinos. Mit politisch und moralisch herausfordernden Botschaften sowie expliziten Gewalt- und Sexszenen machte der mittlerweile 83jährige Regisseur immer wieder auf sich aufmerksam. Über Verhoevens Filme zu diskutieren und zu streiten, war stets normal. Wie polarisiert solche Debatten abliefen, lässt sich exemplarisch an der Rezeption des Films »Showgirls« (1995) zeigen, in dem eine Stripperin eine rasante und demütigende Karriere als Bühnenstar durchläuft. Vielen galt »Showgirls« als schlechtester Film aller Zeiten; 1996 erhielt der Film sieben Nominierungen für die Goldene Himbeere, den wichtigsten Negativ-Preis der Filmkritik. Einige wenige sahen den Film hingegen als missverstandene Satire auf das Showgeschäft in den USA. Quentin Tarantino soll von der sexploitation Verhoe­vens hellauf begeistert gewesen sein.

Die sexualisierte Darstellung von Frauen zieht sich von Beginn an wie ein roter Faden durch Verhoevens Filme. Legendär wurde die upskirting-Szene in »Basic Instinct« (1992), bei der er Sharon Stones Schritt filmte. Mit seinem in Frankreich gedrehten Erotik-Thriller »Elle« (2016), in dem sich Isabelle Huppert als erfolgreiche Computerspielentwicklerin auf ein erotisches Rollenspiel mit ihrem Vergewaltiger einlässt, provozierte er erfolgreich.

Mit »Benedetta« kommt ein weiterer Verhoeven-Film in die Kinos, der offensichtlich auf Provokation angelegt ist. Bei den diesjährigen 75. Filmfestspielen in Cannes polarisierte er jedoch viel weniger als Julia Ducournaus mit der Goldenen Palme ausgezeichneter Film »Titane«.

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