»Premium Burger« und teures Hundefuttter

Burger zweiter Klasse

Cocolumne Von

Wo Coco mitkommen darf: Baumarkt, Restaurant, Klamottenladen. Wo sie nicht mitdarf: Museum, Supermarkt, Ikea. Doch nicht nur für Hunde und damit ihre Besitzer gibt es zwei Welten da draußen in dieser einen Welt. Es gibt viele Orte, an denen die soziale Situation der Kunden offensichtlich ist und zum Konzept gehört. In der Spielhalle hocken die Prollos, im Casino die Reichen, zu Aldi gehen die Armen und die Ausländer, in den Bioladen die Mittelschichtsdeutschen, im Berghain tanzen die jungen Hipster, auf der Ü30-Party die dort Aussortierten, in der Shisha-Bar hängen die Arab-Boys ab, in der Eckkneipe die »Urberliner«, bei »unserem Italiener« das Hamburger Bürgertum, in der Notaufnahme warten die Hartz-IV-Empfänger, beim Homöopathen die Schwaben. Alles fein sortiert.

Aber es gibt auch ein paar kosmopolitische Orte, an denen die klassenlose Gesellschaft fast Realität ist. Etwa bei McDonald’s. Arab-Girls und Studienräte sitzen da mit demselben Pappbecher vor sich, US-Präsidenten gehen dort hin und auch Obdachlose und Reisende trifft man dort, wenn auch nur, um das Klo oder mal eben das W-Lan zu nutzen. Die blasiertesten »Lohas« (»lifestyle of health and sustainability«) kommen nicht um diese Läden herum, weil es an der Autobahnraststätte nun mal nichts anderes gibt oder ihre Kinder sie dazu genötigt haben. Das funktioniert fast überall auf der Welt so, und für alle gibt es denselben Fraß. Auch den Hund kann man problemlos mitbringen.

So war es. Doch inzwischen ist die klassenlose Gesellschaft bei McDonald’s und auch bei Burger King Geschichte. Es gibt neuerdings Burger erster und zweiter Klasse. Ich habe die teureren mal probiert: Sie sind nicht gut, aber tatsächlich deutlich besser. Nun zieht der Sozialneid also auch in diese letzten Tempel der Gleichheit ein. Verschämt wird man auf seinen Billigcheeseburger blicken, während der Studienrat ­nebenan die Guacamole vom Finger leckt, die aus seinem »Premium Burger« tropft. Vermutlich gibt es für ihn demnächst auch noch Stoffservietten!

Tja, das hat man dann davon, wenn man fordert, Lebensmittel sollten teurer werden. Nur ganz Dumme wundern sich, dass davon jene profitieren, die bisher auch schon obenauf waren. Oder dass die größten Anbieter von veganen Fleischersatzprodukten mit riesigen Gewinnmargen die größten Fleischkonzerne sind. Dass der gehypte fleischlose »Beyond Meat«-Burger vom Geflügelimperium Wiesenhof vertrieben und der »Food for Future«-Kram bei Penny von der Fleischindustrie hergestellt wird – weil es sich für sie lohnt. Ansonsten ändert sich nichts.

Aber das reicht dem Durchschnittsdeutschen schon – und das vegane Töchterchen, oder was sonst das Gewissen ersetzt, gibt endlich Ruhe. Dass Qualität ihren Preis hat, ist klar. Der Umkehrschluss ist allerdings unzulässig. Selbst Coco weiß das. Das teuerste Hunde­futter schnitt bei der Stiftung Warentest mit Abstand am schlechtesten ab.