Die Platte Lightning Bolts von »Sonic Citadel«

Poppiges Gewitter

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Bands mit nur zwei Mitgliedern merkt man oft den Druck an, lauter zu klingen als andere. Mit Hilfe einer Bassgitarre, die, wie der Name schon sagt, das Wummernde des Basses mit dem Melodischen der Gitarre verbindet, ist ein Duo schonmal gut ausgestattet. Doch wer einen Schlagzeuger wie Brian Chippendale hat, der wie wahnsinnig auf seine Drums einschlägt und sich das Mikrophon fürs Singen sogar in den Mund kleben lässt (damit es bei seinen hektischen Bewegungen nicht umgestoßen wird), der muss sich um fehlende Lautstärke keine Sorgen mehr machen. Mit dem Bassgitarristen Brian Gibson bildet er die Band Lightning Bolt, eine der letzten noch existierenden Alternative-Bands aus den Neunzigern. Für Punk zu krass, für Math Rock zu unpräzise, sagt man zur Musik von Lightning Bolt am besten Noise Rock, allerdings gesalzen und gepfeffert mit einer ordentlichen Portion Metal und Grunge, in gewisser Weise also Lo-Fi-Schweine­rock.

Schon die Titel der ­Alben ziehen die Hörer in mythische Welten hinein, die von den bunt gemalten Covern vorweggenommen werden: 2003 zeigte sich ein Regenbogen (»Wonderful Rainbow«), zwei Jahre später wanderte man mit der Band durch »Hypermagic Mountains«, 2015 errichteten sie ein »Fantasy Empire« und nun laden sie in eine klingende Zitadelle (»Sonic Citadel«).

Hier geht alles wie immer zu: Chippendale, der Drummer und Sänger, ist kaum zu verstehen, zu viele Verzerrer modulieren seine Stimme, ein Übermaß an wuchtiger Gitarre und Schlagzeug ist lauter als seine Stimme. Doch im Gegensatz zu vorherigen Alben gibt es mehr Strophen, Bridges, Riffs. Ihr Label ließ sich sogar zu der Formulierung hinreißen, das Duo habe sein bislang poppigstes Lied veröffentlicht. Gemeint ist damit »Hüsker Dön’t«, der einerseits höchst unpoppig eine Referenz an die Hardcore-Band Hüsker Dü darstellt, andererseits aber sehr gut ins Ohr geht. Vielleicht wäre der beste Name dafür doch Noise Pop.

Lightning Bolt: Sonic Citadel (Thrill Jockey)