»Historikerbericht« der FPÖ

Die FPÖ will koscher werden

Seite 3 – »Ein taktisches Manöver«

Unter Brauneder arbeiteten Personen wie der FPÖ-Parteiideologe und Burschenschafter Andreas Mölzer. Dieser hatte in der Zeitschrift Kärntner Monat ­offenherzig zugegeben, dass die Historikerkommission vor allem »ein taktisches Manöver« sei, »um aus den Schlagzeilen zu kommen«. Gemeint waren die Schlagzeilen über das Liederbuch und die vielen »Einzelfälle«, also Aussagen von FPÖ-Politikern, deren Inhalt nur knapp an offen nationalsozialistischen Vorstellungen vorbeischrammte.

Kein Wunder daher, dass die Idee für eine Historikerkommission von der ÖVP kam, die ihre Koalition mit der FPÖ absichern wollte. Ein Jahr nachdem die FPÖ die Kommission vorgestellt hatte, war bekannt geworden, dass der ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bei Historikern vorgesprochen hatte, um diese zur Mitarbeit an der Kommission zu bewegen.

Der Bericht sollte eigentlich schon Anfang dieses Jahres vorgestellt werden, doch der Termin wurde immer wieder verschoben. Die FPÖ begründete dies damit, dass man sich das Konvolut von israelischen Historikern absegnen lassen wolle. Wörtlich sprach die Nachrichtenagentur APA mit Bezugnahme auf eine nicht genannte Quelle in der FPÖ von einem »Koscher-Stempel« aus Israel. Das dürfte schwierig werden. Zum einen gibt es in Israel nicht allzu viele Historiker, die schwerpunktmäßig zur österreichischen Nachkriegspolitik forschen. Zum anderen gilt es in Israel immer noch als nahezu unvorstellbar, sich mit der FPÖ einzulassen.