Porträt - Der slowakische Geschäftsmann Marián Kočner wurde wegen des Auftrags zum Mord an dem Journalisten Ján Kuciak angeklagt

Nach Anruf Mord

Man war sich unklar darüber, welche Auswirkungen die Anklage auf die slowakische Präsidentschaftswahl zwei Tage später haben würde. Am 14. März wurde der Geschäftsmann Marián Kočner angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, den Mord an dem Investigativjournalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová im Februar 2018 in Auftrag gegeben zu haben. Kuciak, der für aktuality.sk arbeitete, hatte zu suspekten Transaktionen und fragwürdigen Steuerrückzahlungen an Kočner recherchiert, dem seit vielen Jahren kriminelle Machenschaften nachgesagt werden, und über ein Dutzend Artikel über ihn geschrieben. In einem von der Polizei verifizierten Anruf vom September 2017 drohte Kočner Kuciak, er werde ihn und seine Familie besonders im Auge behalten. Der Journalist hatte die Drohung zur Anzeige gebracht, doch das Verfahren wurde ohne weitere Nachforschungen eingestellt. Kočner soll sehr gute Kontakte zur Polizei und Politikern haben und regelmäßig Erpressung einsetzen, wenn er sich bedroht fühlt. Wegen eines Wechselbetrugs ist der 55jährige bereits seit Monaten in Haft. Medienberichten zufolge soll er in einer zweifelhaften Transaktion erst kürzlich 3,4 Millionen US-Dollar über Malta auf ein Konto in Belize transferiert und dies als Erlös aus Anleihen deklariert haben. Er war außerdem in eine Affäre um dubiose Grundstücksverkäufe verwickelt, in der der inzwischen ebenfalls inhaftierte Geschäftsmann Ladislav Bašternák zwei Millionen Euro an Steuerrückzahlungen erhalten hatte. Kočner besitzt nach wie vor Immobilien, die mit Bašternák in Verbindung stehen. In Bratislava ist Kočner aufgrund von unzähligen Skandalen und seines aufwändigen Lebensstils eine der bekanntesten Persönlichkeiten.

Einige Monate nach dem Drohanruf wurden Kuciak und Kušnírová erschossen. Kuciaks letzter Artikel, in dem es erneut um Kočner und mafiöse Verwicklungen slowakischer Politiker geht, wurde posthum veröffentlicht. Die Morde lösten landesweite Proteste aus, die den damaligen Ministerpräsidenten Robert Fico zum Rücktritt zwangen. Aus der Protestbewegung entstand unter anderem die Partei Progressive Slowakei, die gegen Korruption sowie den politischen Trend nach rechts kämpft. Deren Präsidentschaftskandidatin Zuzana Čaputová hat nun mit deutlicher Mehrheit die erste Runde der Wahlen am 16. März gewonnen.