Bitte nicht füttern - Tiergerechte Sprache

Der Hund in der Pfanne

Kolumne Von

Über die Intelligenz von Hunden wird ja gerne spekuliert, aber eines ist unbestreitbar: Coco versteht mehr Worte in meiner als ich in ihrer Sprache. Maximal vier Sorten »Wuff« kann ich ­unterscheiden. Dagegen kennt Coco schon: Sitz!, Platz!, Bleib!, Aus!, Hier!, Such!, Straße! – Weiter sind wir noch nicht gekommen. Mit Hunden reden funktioniert eben nur begrenzt über Worte. Wichtiger sind Tonfall, Gesichtsausdruck, Gesten und vor allem »Leckerlis«. Zum Glück versteht sie auch nicht, was wir so über sie reden. Die Benutzung »tierleidfreier«, »tiergerechter« oder auch »tiersensibler« Sprache sei jedoch nicht wegen der Tiere wichtig, meint die Tierrechtsorganisation Peta, sondern wegen der Menschen – weil unsere Sprache unser Denken ­beeinflusst. Darum rät Peta in ihrem pädagogischen Angebot für Lehrkräfte, bestimmte Redewendungen zu vermeiden. »Ein totes Pferd reiten«, »Jemandem das Fell über die Ohren ziehen«, »Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, »Da wird der Hund in der Pfanne verrückt« – solche Formulierungen ­seien Ausdruck unseres Anthropozentrismus, der Sprache der Mörder und Ausbeuter. Wie unschuldig dagegen ist ein »Wuff«!

Man dürfte aus so einer Sicht auch keinen Spatz in der Hand haben, keine Eulen nach Athen tragen, niemandem einen Floh ins Ohr setzen, weder Butter bei die Fische geben noch die Pferde scheu machen, fest im Sattel sitzen oder den Braten riechen, keinen Käse reden, nichts an der Angel haben und keine Katze im Sack kaufen. Schon Schwein zu haben, lammfromm oder eine beleidigte Leberwurst zu sein, verbietet sich für echte Tierrechtler. Vor allem aber dürfte Peta keine Sau durchs Dorf treiben. Damit allerdings würde sich die Organisation ins eigene Fleisch schneiden. Da liegt der Hase im Pfeffer!

Doch nicht nur Peta kümmert sich um die Sprachhygiene, auch die Wissenschaft. Im Rahmen der Human-Animal-Studies wird an der Universität Innsbruck gelehrt, wie die Sprache unser Verhältnis zum Tier prägt. Gibt’s auch bei Youtube. Sprachwissenschaftler ­erklären dort ihren Studierenden, wa­rum man bei Menschen von »Bevölkerungen« spricht, bei Tieren aber von »Populationen«, beim Menschen von »Leichen«, bei Tieren aber von »Kadavern«. Dies nämlich sei der Versuch einer Distanzierung des Menschen vom Tier, also die Anmaßung des Menschen, sich über das Tier zu stellen. Über jene Zeit, als man Menschen und Tiere in der Sprache gleichsetzte, verlieren diese Wissenschaftler natürlich kein Wort. Selbst Kosenamen wie »Mausi« und »Spatzi« seien, so jene Linguisten, »Ausdruck menschlicher Arroganz«. Klar. Allerdings meinen sie nicht, dem anderen Menschen gegenüber, sondern den Mäusen und Spatzen. Denn, wie es in einem Video eloquent heißt: »Tiere werden auf etwas reduziert, auf klein.«

Nun mache ich mir Vorwürfe, weil ich zu Coco ganz oft »Cocolina« sage. Und das versteht sie sogar. Ich Schwein! Ach nee, auch wieder nicht.