Plagegeister und aussterbende Arten

Plagen und geplagt werden

Bitte nicht füttern Von

BnFWas haben Löwe, Wildschwein, Affe, Elefant, Fuchs, Klippschliefer, Nilpferd, Strauß, Spatz, Esel und Hund gemeinsam? Sie werden in der Bibel erwähnt. Insgesamt 130 Tierarten zählt Wikipedia in der Heiligen Schrift. Was sie sich zuschulden kommen ließen und weshalb man sie, bis auf zwei jeder Art, bei der Sintflut nicht verschonte, wissen wir nicht – nur ­einige von ihnen, die wurden zur Plage. Dazu zählte jedoch nicht das Kamel, über das es in der Bibel heißt, es passe kaum durch ein Nadelöhr. Und das stimmt erst recht, wenn es sich seine Lippen und ­seine Nase mit Botox aufgespritzt hat. Weil das bei ihnen so war, wurden jetzt in Saudi-Arabien zwölf Kamele bei einem Schönheitswettbewerb disqualifiziert. Das Botox hatten sie sich natürlich nicht selbst gespritzt. Kamele sind auch nicht selbst nach Australien geschwommen. Nun sind sie aber dort. Längst ­leben die ehemaligen Reit- und Lasttiere verwildert in freier Natur – und wurden dort zur Plage. Niemand weiß, wie viele es heute sind. 2009 hatte man weit über eine Million gezählt, dann machte man kurzen Prozess. Allein 160 000 Kamele wurden im Lauf von vier Jahren von Scharfschützen aus Heli­koptern abgeschossen. Jetzt plant man Ähnliches mit Wildpferden. Und europäische Karpfen will man ­bekämpfen, indem man Herpesviren in einem Flusssystem aussetzt. Herpes! Ja, damit wird wohl kaum ein Karpfen auf den Laufsteg wollen. Wie gemein!

Doch nicht nur bei Karpfen und Kamelen liegt es im Auge des Betrachters, ob sie Schönheitskönigin oder Ärgernis sind. Auch für Elefanten gibt es Schönheitswettbewerbe, in Nepal und Indien etwa. Gleichzeitig gelten selbst die vom Aussterben bedrohten Afrikanischen Elefanten mancherorts als Plage. Während ihre Bestände allgemein dramatisch abnehmen, vermehren sie sich in den Schutzgebieten bestens. In Südafrika werden rund um den Kruger-Nationalpark ständig Gärten und Felder von ihnen zertrampelt. Nun will man ihren Bestand durch die Ver­abreichung von Antibabypillen reduzieren. Das wird auch für Wildschweine in Deutschland diskutiert. Denn seit das ganze Land mit Mais und Raps zugepflanzt wird, vermehren sich die Wildschweine ­rasant. Die Jäger kommen nicht hinterher. »Wildschweinplage immer schlimmer! Muss jetzt die ­Bundeswehr ran?« titelte neulich das Dresdner Boulevardmagazin Tag24. Der Bauernverband fordert, 70 Prozent der Tiere in Deutschland zu erschießen. Tatsächlich haben Sachsen und Hamburg nun die Jagd auf Wildschweine erleichtert und die Schonzeit aufgehoben. Man sorgt sich vor einer Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Übrigens, auch in der Bibel kommt das Wildschwein als Plagegeist vor, das irgendeinen offenbar wichtigen Weinstock umwühlt. Gott, beschütze diesen Weinstock, heißt es da. Na Prost! Und zum Rotwein passt doch bestens: ein Wildschweinbraten.