Hasch und Hass

Wann immer Prominente Dummheiten posten, entschuldigen sie sich hinterher gern damit, dass ihr Handy gehackt worden sei. Zum ungefähr ersten Mal in der Geschichte der Social Media ist dies nun tatsächlich jemandem passiert: Als Laremy Tunsil vor Beginn des Drafts auf dem roten Teppich – die NFL versucht mittlerweile alles, um aus dem Event so eine Art Oscar-Nacht, nur halt mit Footballspielern statt mit Filmstars, zu machen – Interviews gab, war ihm anzumerken, wie stolz, aufgeregt und glücklich er war. So etwas Schönes erlebe man nur einmal im Leben, sagte der Mann, der zu den besten College-Spielern der Saison gehörte. Eine gute Stunde später saß Tunsil weinend im so genannten Green Room, wo die Spitzenspieler darauf warten, dass ein Verein sich für sie entscheidet. Jemand – mutmaßlich sein Stiefvater – hatte sich in sein Handy eingeloggt und ein Video getwittert, das ihn beim Haschrauchen zeigte. Rund zehn Millionen Dollar dürfte dieses Filmchen den Spieler gekostet haben.
Umgehend wurde Tunsil im Internet zur Hass- und Witzfigur – dann aber machte derjenige, der das Video gepostet hatte, einen Fehler und veröffentlichte auf Tunsils Instagram-Account einen älteren Chat zwischen dem Spieler und seinem Coach. Und aus Hass und Häme wurden auf Twitter und Facebook in Rekordzeit Mitleid und Solidaritätsbekundungen, denn es war offenkundig, dass Tunsil, der zu diesem Zeitpunkt Interviews gab, Opfer eines Haters geworden war. Der, wie schon erwähnt, vermutlich sein Stiefvater ist, denn von ihm wird Tunsil gerade zum zweiten Mal verklagt, nachdem er ihn im Sommer 2015 verhauen hatte, um, wie der Spieler sagt, seine Mutter vor den Schlägen und Drohungen ihres damaligen Partners zu schützen. Tunsil wird den nun folgenden Prozess, so viel ist immerhin klar, nicht verlieren.