Schon vor einem Jahr rapportierte diese Kolumne die schleichende Militarisierung des Manufactum-Sortiments. Der aus spanischem Flintenstahl der vierziger Jahre gefertigte Tischhefter »El Casco« erlaubte dem bildungsbürgerlichen Konsumesel, seine wütenden Ordnungsphantasien im Büroalltag auszuleben. Nun rüstet der Edeltrödler weiter auf. Seit kurzem lässt sich dort auch das »Gedeck italienische Luftwaffe« erwerben: Tassen, Gläser, Tücher und Gedecke, die das Logo der fliegenden Spaghettimörder tragen. Dem Katalog zufolge sind es »Einzelstücke, die in ihrer schlichten Form zu manchem Geschirr passen – und auch als Solitär ihre Wirkung auf dem Tisch haben«, und sicher sind es auch charakterliche Solitäre, die auf dem Tischtuch »weißes Hartporzellan« herumschieben wie Mussolini seine arischen Divisionen. »Man hat uns in Rom auch bestätigt, dass es sich um originale Ware handelt. Warum allerdings die Ausstattung nicht mehr vollständig ist – und zum Beispiel große und kleine Teller oder Gläser fehlen –, auf diese Frage wusste man dort auch keine Antwort.« Ja, im Krieg und bei Tisch ist alles möglich! Möglich, dass die Fehlteile zu Tellerminen umgemodelt wurden, möglich auch, dass die traurigen Germanisten von der Manufactum-PR aus einer Informationslücke ein Mysterium zurechtflunkern mussten. Wichtig ist allein, dass wieder für Herrenmenschen geworben wird – auch in der Mode. Auf Facebook könnte man schon über »Auto-Jack« gestolpert sein: »mehr als eine Funktionsjacke«, nämlich »eine Jacke mit System für aktive Klimaregelung« samt »strahlungsabgeschirmter Handytasche« und »innenliegendem Thermometer«. Damit lässt sich prima in den Krieg ziehen – wenn auf dem Wochenmarkt mal wieder Semmelressourcen fürs Luftwaffenfrühstück erobert werden müssen.
